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21.09.2016 20:50:40

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Börsen-Zeitung: Ratlos in Tokio, Kommentar zur Bank of Japan von

Martin Fritz

Frankfurt (ots) - Die Bank of Japan (BoJ) unter Gouverneur

Haruhiko Kuroda will die Deflation dauerhaft besiegen und das

Wirtschaftswachstum ankurbeln, indem sie die Inflationsrate

nachhaltig auf 2% treibt. Für diese ehrenhaften Ziele hat sich die

Notenbankführung in den vergangenen dreieinhalb Jahren einiges

einfallen lassen: zunächst die kräftige Ausweitung der Geldbasis,

dann die Einführung von milden Strafzinsen, nun die Kontrolle der

Zins- bzw. Renditekurve. Doch die eigene Zwischenbilanz ist

ernüchternd ausgefallen: Zwar wurden die Realzinsen gedrückt und die

Inflationserwartung wurde erhöht, aber das Inflationsziel wurde nicht

erreicht. Dafür seien vor allem gesunkene Rohstoffpreise

verantwortlich, redeten sich die Notenbanker heraus.

Wenn diese Analyse wirklich stimmt, dann müsste Kuroda

Konsequenzen ziehen - also mehr Staatsanleihen kaufen, die

Strafzinsen verschärfen oder etwa über Helikoptergeld nachdenken.

Zumal akuter Handlungsbedarf besteht: Seit Monaten steigen die Preise

immer langsamer, Bürger und Firmen erwarten weniger Inflation. Japan

fällt ins deflationäre Denken zurück: Viele Geschäfte setzen vor

allem auf Rabatte, Löhne und Gehälter wachsen kaum noch. Doch die

Geldpolitik stagniert. Die nun angekündigte Flexibilisierung der

Wertpapierkäufe ist letztlich reine Kosmetik, weil die Rendite der

zehnjährigen Staatsanleihen schon nahe an den angestrebten 0% liegt.

Warum handelt Kuroda also nicht? Vermutlich befürchtet er, dass

neue Maßnahmen am Finanzmarkt genauso verpuffen könnten wie die

Einführung des Negativzinses Ende Januar. Das Risiko eines erneuten

Scheiterns will er nicht eingehen. Lieber setzt er klammheimlich

darauf, dass die Zinsen in den USA steigen und in der Folge der Yen

wieder abwertet. Der schwache Wechselkurs war der eigentliche Hebel

für seine bisherigen Erfolge bei der Überwindung der Deflation. Doch

Kuroda selbst hat keine überzeugenden Instrumente mehr, um den Yen zu

schwächen. Der Markt hört nicht mehr auf ihn.

Zugleich ist ein Zurück kaum mehr möglich. Schon ein Tapering der

BoJ-Wertpapierkäufe würde den Aktien- und Bondmarkt erschüttern, vom

Abbau der Bestände ganz zu schweigen. Die eigentliche Leistung der

extremen Geldpolitik in Japan besteht darin, dass ein Großteil der

Staatsschulden zur öffentlichen Hand gewandert und de facto

neutralisiert worden ist. Dazu hat die Führungsspitze der Notenbank

bisher kein Wort verloren. Womöglich ist sie bei diesem heiklen Thema

ähnlich ratlos wie bei der Steigerung der Inflationsrate.

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