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20.10.2015 20:56:39

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Börsen-Zeitung: Quantitative Verlockung, Kommentar zur EZB von Mark

Schrörs

Frankfurt (ots) - EZB-Präsident Mario Draghi und die Seinen sind

in den vergangenen Jahren immer wieder für eine Überraschung gut

gewesen. Für das morgige Treffen auf Malta herrscht indes - nicht

zuletzt nach den gestrigen Ergebnissen der neuen Umfrage zur

Kreditvergabe in Euroland - die fast einhellige Erwartung vor, dass

die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Politik nicht lockern wird. Zu

Recht. Es gibt jede Menge gute Gründe, warum die EZB der Verlockung

einer Ausweitung der quantitativen Lockerung (Quantitative Easing,

QE) widerstehen sollte - am Donnerstag und darüber hinaus.

Zum einen haben ohne Frage die Risiken für Wachstum und Inflation

zugenommen. Bislang aber präsentiert sich die Euro-Wirtschaft relativ

widerstandsfähig, und in China scheint die Lage nicht so düster zu

sein wie im Sommer oft befürchtet. Wenn das Euro-Wachstum im

Schlussquartal minimal schwächer ausfallen sollte, ist das jedenfalls

kein Grund, gleich die Keule "QE2" auszupacken. Gleiches gilt für die

Inflation. Natürlich ist das Absacken auf -0,1% im September

unschön. Grund dafür ist aber der gesunkene Ölpreis. Wenn es nicht

mit dem Teufel zugeht, sollte die Rate nun allein wegen Basiseffekten

anziehen. Bis das EZB-Ziel von knapp 2% erreicht ist, dauert es

wohl länger als gehofft. Aber auch das ist kein Anlass für eine

Überreaktion. Auf jeden Fall ist die niedrige Inflation nicht gleich

"besorgniserregend", wie Spaniens Notenbankchef Luis María Linde

gestern sagte. Die EZB sollte die Lage nicht schwärzer malen, als sie

ist. Das führt nur zu Attentismus.

Zum anderen ist zweifelhaft, was mehr QE bringen würde. Die

Kapitalmarktzinsen sind bereits extrem niedrig. Ob die EZB den Euro

noch einmal deutlich drücken kann, ist fraglich - weltweit verspürt

derzeit keiner Lust auf Aufwertung seiner Währung. Und für die

Inflation sind aktuell die Rohstoffpreise entscheidend. Eine

vorschnelle Lockerung kann auch rasch zum Zeichen der Hilflosigkeit

werden.

Statt dem aktuellen Flirt mit mehr QE Taten folgen zu lassen,

sollten die EZB-Granden noch viel expliziter als bislang die Politik

in die Pflicht nehmen. Strukturreformen sind das Gebot der Stunde.

Sollte es Impulse für die Nachfrage brauchen, ist die Fiskalpolitik

gefragt. Zukunftsgerichtete Investitionen könnten ein Mittel sein.

Der Blick darf nicht immer nur Richtung EZB und Geldpolitik gehen.

Wenngleich das Management der Markterwartungen aktuell eine große

Herausforderung ist, sollte die EZB jegliche Vorfestlegung auf mehr

QE vermeiden: Die EZB darf nicht vollends zur Getriebenen der Märkte

werden. Das wäre verheerend.

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