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10.06.2014 20:44:49

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Börsen-Zeitung: Politischer Börsengang, Kommentar zu den Plänen für

die Vierländerbörse Euronext von Dieter Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - Der US-Marktbetreiber Intercontinental Exchange

(ICE) drückt beim Börsengang seiner europäischen

Kassamarktaktivitäten aufs Gaspedal. Jetzt liegen auch die Details

auf dem Tisch, wobei sich zeigt, dass mit Euronext nicht gerade ein

Juwel unter den Börsenbetreibern präsentiert wird. Bis zu 1,75 Mrd.

Euro soll die Vierländerbörse wert sein. Sie ist damit ein Schatten

ihrer selbst: Sie war einst noch vor der Deutschen Börse der größte

europäische Börsenkonzern, und im Jahr 2006 boten die Frankfurter im

Rahmen eines Fusionsvorschlags noch 8,6 Mrd. Euro.

Damals gehörte freilich noch als Schwergewicht die Londoner

Derivatebörse Liffe zu dem Börsenkonzern. Dieses lukrative Geschäft

will die ICE natürlich nicht abgeben. Insofern sind es eher die

Ladenhüter im Reigen der Aktivitäten der ICE, die da abgestoßen

werden sollen. Denn mit dem Kassamarktgeschäft lässt sich kaum noch

Geld verdienen.

Das gilt auch für die Deutsche Börse. Dass diese mit 10,7 Mrd.

Euro auf einen wesentlich höheren Börsenwert kommt, ist nicht dem

Aktienhandel der Frankfurter Wertpapierbörse geschuldet, sondern den

ertragsstarken Sparten Eurex und Clearstream, also Derivatehandel

bzw. Abwicklung und Verwahrung von Wertpapieren. Dementsprechend

standen die großen Börsenbetreiber nicht gerade Schlange, um der ICE

Euronext abzukaufen.

Dennoch darf man die Prognose wagen, dass der Börsengang

einigermaßen glatt über die Bühne gebracht werden wird. Es gibt

nämlich durchaus Kreise, die an dem Deal sehr interessiert sind. Vor

allem in Paris ist Regierung und Finanzplatz sehr daran gelegen, dass

man die Kontrolle über die eigene Börse zurückerhält, die im Verlauf

der Fusion des Jahres 2006 mit der New York Stock Exchange an die

Amerikaner abgegeben worden war. Eine Schmach für die Grande Nation:

Selbst das Rechenzentrum der alten Bourse de Paris wurde abgebaut und

nach London verfrachtet. Wobei es nicht einer gewissen Ironie

entbehrt, dass der aktuelle Euronext-CEO Dominique Cerutti heute für

die Zurückgewinnung der Börse steht, während er 2006 zusammen mit dem

damaligen Euronext-Konzernchef Jean-François Théodore den Durchgriff

der Amerikaner sekundierte.

Für die sieben großen Kapitalmarktakteure aus den

Euronext-Ländern, die als Ankeraktionäre dienen, hält sich das

finanzielle Engagement übrigens in recht engen Grenzen: Für 33% der

Aktien müssen sie gemeinsam nur rund 580 Mill. Euro aufbieten.

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