21.04.2017 20:45:40

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Börsen-Zeitung: Opec geht in die Verlängerung, Marktkommentar von

Dieter Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - Aktuell geschieht am globalen Ölmarkt etwas

Ungewöhnliches: Es zeichnet sich eine Einigung der Mitglieder der

Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und anderer großer

Ölproduzenten über eine Verlängerung der Ende Juni auslaufenden

Förderkürzungen ab - eine für den Ölmarkt zweifellos wichtige

Entwicklung. Nimmt man jedoch die Ölpreisentwicklung der vergangenen

Handelstage als Maßstab, scheint dies die Marktakteure nicht im

Geringsten zu interessieren. Es gibt keine nennenswerte positive

Reaktion des Ölpreises. Gegen Ende vergangenen Jahres sah das noch

ganz anders aus. Der Ölpreis machte einen Satz von rund 5 Dollar je

Barrel, als die Nachricht von der Einigung auf die

Produktionsbeschränkungen die Runde machte. Momentan lässt sich eher

Preisdruck konstatieren, weil sich die Marktteilnehmer Sorgen machen

über die Entwicklung der Lagerbestände in den USA und die dort rapide

steigende Schieferölförderung. Die Rohstoffanalysten der Commerzbank

vertraten die Meinung, dass der Wechsel vom Kontrakt zur Lieferung im

Mai auf den Juni-Kontrakt die Notierung der wichtigsten

US-Leichtölsorte West Texas Intermediate stütze. Am Freitagabend fiel

diese dennoch unter die stark beachtete Marke von 50 Dollar. Der

Brent-Ölpreis krebst derzeit bei unter 52 Dollar herum, ein Minus von

rund 4 Dollar gegenüber dem Stand vom Februar sowie der ersten

April-Hälfte.

Abbau des Überangebots

Die Opec beabsichtigt mit den zur Verlängerung anstehenden

Kürzungen, das Überangebot von anfangs rund 2 Mill. bpd abzubauen und

in der Folge die Lagerbestände der OECD-Industrieländer zumindest auf

das Niveau ihres Fünfjahresdurchschnitts zu senken. Sah es vor kurzem

noch danach aus, als ob dieses Ziel relativ schnell erreicht würde,

kommen nun erhebliche Zweifel auf. Viele Marktteilnehmer und

Analysten sind der Ansicht, dass sich die Realisierung dieses Ziels

immer weiter in die Zukunft verschiebt. Insofern dürfte eine

Verlängerung der Förderkürzungen, so sie denn tatsächlich vereinbart

wird, nur wenig positives Momentum entfalten. Auf der anderen Seite

hätte ein Scheitern des Deals ohne Zweifel einen kräftigen Rückgang

des Ölpreises zur Folge.

Aktuell sieht es allerdings nicht danach aus, als würde das

Negativszenario Realität. So ließ der Ölminister von Saudi-Arabien,

Khalid al-Falih, verlauten, innerhalb des Kartells zeichne sich ein

Konsens für eine Beibehaltung der Kürzungen ab. Sein Kollege aus

Kuwait, Essam al-Marzouq, teilte mit, dass sich Russland ebenfalls

dazu bereit erkläre, in die Verlängerung zu gehen. Trotz dieser aus

Sicht der Produzenten positiven Entwicklung klingen die Kommentare

aus der Branche nicht gerade optimistisch. So befürchtet der

Vorstandschef des französischen Ölkonzerns Total, Patrick Pouyanné,

dass der Ölpreis gegen Ende des Jahres wegen des rapiden Anstiegs der

Schieferölproduktion wieder fallen könnte.

In der Tat sieht es momentan nach einem rasanten Anstieg der

amerikanischen Schieferölförderung aus. Die US-Regierung erwartet für

den Mai die kräftigste Zunahme der Schieferölproduktion seit mehr als

zwei Jahren. Sie geht von einem Plus von 123000 bpd auf dann 5,2

Mill. bpd aus. Dies wäre nicht nur der schnellste monatliche Anstieg

seit Februar 2015. Es würde sich zudem um das höchste

Produktionsniveau seit November desselben Jahres handeln.

Zurückführen lässt sich der starke Anstieg auf die Erholung des

Ölpreises in den vergangenen Monaten sowie darauf, dass es den

amerikanischen Schieferölproduzenten mittlerweile gelungen ist, ihre

Kosten deutlich zu reduzieren.

Blick auf die Bestände

Daher sieht es noch nicht danach aus, als würden die globalen

Lagerbestände signifikant kleiner, die einen Indikator bilden für das

- existierende oder noch ausbleibende - Gleichgewicht auf dem

Ölmarkt. Für die USA lassen sich bestenfalls allererste Anzeichen für

einen Rückgang erkennen. Zudem weisen von Thomson Reuters erhobene

Zahlen darauf hin, dass die per Tanker verschifften Ölmengen weiter

zunehmen. So sind im April rekordhohe 47,8 Mill. bpd per Tanker

transportiert worden. Dies sind immerhin 5,8 % mehr als im Dezember,

also vor Inkrafttreten der Förderkürzungen.

Es sind daher erhebliche Zweifel angebracht, ob die Opec ihr Ziel

der Angebotskürzung und der Reduzierung der Lagerbestände auf

absehbare Zeit erreichen wird. Für den Ölpreis bedeutet dies, dass es

eher nach weiterem Druck auf die Notierungen als nach einem

nachhaltigen Anstieg aussieht.

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