21.09.2015 20:40:39
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Börsen-Zeitung: Na logisch, Kommentar zum Schaeffler-Börsengang von
Walther Becker
Frankfurt (ots) - Am Tag des VW-Desasters als Zulieferer einen
Börsengang anzukündigen, ist zumindest mutig. Doch Vorstandschef
Klaus Rosenfeld lässt sich mit seiner seit 2009 betriebenen Strategie
für Schaeffler nicht aus dem Konzept bringen: Nach dem Anzapfen der
Fremdfinanzierungsmärkte wird der Konzern den Eigenkapitalinvestoren
geöffnet. Denn für den Abbau der Schuldenlast aus der
Continental-Übernahme, die Schaeffler 2008/09 beinahe in den Ruin
getrieben hätte, gibt es nur diesen Weg. Davon lässt sich der
Vertraute von Mutter und Sohn Schaeffler weder durch den
VW-Kurseinbruch abbringen noch davon, dass gerade zwei weitere
Milliarden-IPOs laufen.
Na logisch: Der Börsengang ist ein konsequenter Schritt nach der
Restrukturierung mit Umschuldungen unter Nutzung des billigen Geldes.
Jetzt wird mit Hilfe des Kapitalmarktes die Last der
Verbindlichkeiten gesenkt - auf dem "Oberdeck" der Familie, wo es
keinen Cash-flow gibt, und im Maschinenraum, der operativen AG.
Rosenfeld geht mit seinem Plan, diese fränkische Industrieikone zu
öffnen und gleichzeitig als Familienunternehmen zu bewahren, auf
Nummer sicher. Und das mit einem anderen Prozedere, als es
Investmentbanken üblicherweise vorgeben, und auch schneller - ohne
dass die Absichten aus Herzogenaurach vorzeitig durchgesickert wären.
Und auch anders als der Chemiekonzern Evonik 2013 oder der
Autozulieferer Hella vor einem Jahr. Schaeffler, den Bondinvestoren
dies- und jenseits des Atlantiks ein Begriff und eine immer wieder
gern gesehene Adresse für Emissionen, verzichtet nämlich auf ein
öffentliches Angebot und nimmt lediglich eine Privatplatzierung vor,
um institutionelles Geld hereinzuholen. Doch sind noch keine
Aktienblöcke verkauft, denn es soll eine möglichst hohe Liquidität
angestrebt werden. Zu sagen habe die neuen Aktionäre freilich nichts.
Die Voraussetzungen sind mit starken operativen Ergebnissen, seit
Jahren vorgelegten Quartalsberichten und einer transparenten, wenn
auch komplexen Struktur sowie der Separierung des Conti-Paketes von
46 Prozent erfüllt. An der Conti-Beteiligung, die sich von einer
schweren Last längst zum Quell der Freude gewandelt hat, hält die
Familie fest, darin den Quandts bei BMW vergleichbar. Mit der
Platzierung von stimmrechtslosen Vorzugsaktien - was auf Sicht ein
einmaliger Schritt bleiben soll - behält die Familie das Sagen in der
hoch profitablen Gruppe. Der ehemalige Banker und erfahrene
Finanzingenieur Rosenfeld wird sich, wenn der Börsengang ohne allzu
großen Abschlag geglückt ist, ein weiteres Diplom ausstellen lassen
können.
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