17.08.2016 20:40:40
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Börsen-Zeitung: Momentum verpufft, Kommentar zur Börsenfusion von
Claus Döring
Frankfurt (ots) - Mit dem Schlachtruf "Accelerate" hat Carsten
Kengeter die Deutsche Börse zum Spiel geführt, gepunktet hat er aber
erst in der Verlängerung. Die 89 Prozent Annahmequote der
Deutsche-Börse-Aktionäre sind zwar am Ende ein ordentliches Ergebnis,
doch die Begeisterung der Anteilseigner für die Fusion mit der
Londoner Börse war längst nicht so groß wie vom Management anfangs
unterstellt. Dies spiegelte sich nicht allein im Absenken der
Mindestzustimmungsquote von 75 auf 60 Prozent und in der
Fristverlängerung. Auch die ursprünglich von Vorstandschef Kengeter
als Zielquote avisierten 95 Prozent wurden nicht erreicht. Wenn
frühere Angaben zum Anteil institutioneller Investoren im Aktionariat
der Börse von 94 Prozent stimmen, haben also nicht allein
Streubesitzaktionäre den Tausch verweigert.
Gründe zur Zurückhaltung hat es für Anteilseigner der Deutschen
Börse mehr als genug gegeben: Von den völlig offenen Folgen des
britischen Brexit-Votums für Sitz und Governance der neuen
Börsen-Holding über die offenkundige Schieflage im Tauschverhältnis
der beiden Börsenbetreiber bis hin zu den angeblichen
Kostensynergien, die weniger den Fusionspartnern als vielmehr ihren
Kunden zugutekommen werden.
Falls die Nichttauscher keine Einwände in der Sache haben, sondern
auf einen Squeeze-out mit höherer Abfindung spekulieren, werden sie
sich freilich in Geduld üben müssen. Die Deutsche Börse wäre mit dem
Klammerbeutel gepudert, wenn sie die Fusionsverweigerer postwendend
finanziell belohnte. Das wäre den Aktionären, die jetzt getauscht
haben, nicht zu erklären. Und für den Beherrschungsvertrag der
Börsenholding mit dem geistreichen wie unaussprechlichen Namen
HLDCO123 plc mit der Deutschen Börse AG reichen 75 Prozent.
So klar nun die Zustimmung der Anteilseigner beider
Börsenbetreiber zur Fusion ist, so nebulös stellen sich bisher die
Aussichten auf die wettbewerbs- und aufsichtsrechtlichen
Genehmigungen dar. Noch in diesem Monat dürfte das
Fusionskontrollverfahren in Brüssel in Gang gesetzt werden. Mit
dessen Abschluss ist angesichts der Bedeutung des Falls
realistischerweise gegen Ende des ersten Quartals 2017 zu rechnen.
Und erst danach würden wohl die hiesige Finanzaufsicht BaFin und die
Börsenaufsicht in Wiesbaden ihr Votum fällen. Mit "Accelerate" vermag
Kengeter vielleicht den eigenen Laden auf Trab zu bringen -
Regulierer und Aufseher haben ihr eigenes Tempo. Das Risiko der
bevorstehenden Hängepartie ist, dass das Momentum der geplanten
Fusion bis zum Sommer nächsten Jahres verpufft ist.
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