07.01.2015 20:45:47

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Börsen-Zeitung: Minus 0,2 - Kommentar zur Inflation von Mark Schrörs

Frankfurt (ots) - Jetzt ist es passiert: Die Inflation in Euroland

ist im Dezember unter die Nulllinie gefallen - auf -0,2%. Ist der

Währungsraum nun also doch in jene Deflation abgerutscht, vor der

Internationaler Währungsfonds (IWF) und andere seit Monaten in einem

wahren Wettstreit alarmierter Wortmeldungen warnen? Nein, so etwas zu

behaupten ist nach wie vor Unsinn! Die Europäische Zentralbank (EZB)

dürfte dennoch bald erneut zur Tat schreiten und sogar Staatsanleihen

kaufen. Sie hat sich selbst so unter Zugzwang gesetzt, dass sie kaum

anders kann. Trotzdem bleibt das ein schwerer Fehler.

Dass die Inflation erstmals seit der Weltwirtschaftskrise 2009

unter 0% gerutscht ist, ist in allererster Linie dem drastischen

Absturz der Ölpreise geschuldet. Eine deflationäre Abwärtsspirale, in

der die Verbraucher in Erwartung sinkender Preise Käufe aufschieben

und das die Wirtschaft lähmt, ist weiterhin nicht erkennbar. Im

Gegenteil: Das Verbrauchervertrauen ist hoch, der Konsum stark. Das

befördert der Ölpreisverfall über sinkende Energiepreise sogar - weil

Letzteres die reale Kaufkraft erhöht.

Auch die EZB selbst hält das Risiko für begrenzt. Was sie vor

allem umtreibt, ist die Sorge um die mittelfristigen

Inflationserwartungen, die als Ausweis der Glaubwürdigkeit der

Notenbank gelten und ein wichtiger Parameter für die tatsächliche

Inflation der Zukunft sind. Dass die marktbasierten Indikatoren

zuletzt weiter nachgegeben haben, kann der EZB nicht schmecken. Bei

deren Interpretation scheint aber aktuell Vorsicht angebracht:

Einiges scheint nicht zuletzt durch die EZB selbst verzerrt. Zudem

ist eine kurzfristige exakte Feinsteuerung der Inflationserwartungen

ein überzogenes Ziel.

Solange sich keine dauerhaften Folgen bei den

Inflationserwartungen zeigen oder es Zweitrundeneffekte gibt, sollte

die EZB auch den Ölpreisverfall als das nehmen, was er ist - ein

Mini-Konjunkturpaket, das für die darbende Euro-Wirtschaft gerade

recht kommt. Kurzatmige Panikreaktionen sind Fehl am Platz.

Vor allem aber sollte die EZB die Finger von Staatsanleihekäufen

lassen. Nicht nur, dass dieses Instrument im aktuellen Umfeld

keinesfalls das Wundermittel ist, als das es manche gerne anpreisen -

wobei es ja bemerkenswert ist, dass jene angelsächsische Presse, die

die EZB stets zu solchen Käufen drängt, nun plakativ breite Zweifel

von Volkswirten am Erfolg präsentierte. Noch wichtiger ist, dass die

Risiken des Instruments zu gravierend sind, um es einzusetzen, nur

damit die Inflation ein paar Zehntelprozentpunkte höher ist.

Allenfalls zur Abwehr einer realen Gefahr einer Deflationsspirale

sollte es in Betracht kommen. Aber so weit ist es nicht - trotz der

-0,2%.

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