12.08.2014 20:50:48

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Börsen-Zeitung: Lohn-Preis-Spirale, Kommentar zur Tarifpolitik von

Claus Döring

Frankfurt (ots) - Das war's dann wohl mit dem zwar abgenutzten,

aber immer noch beliebten Bild von der Konjunkturlokomotive

Deutschland. Nach den Gewinnwarnungen etlicher Unternehmen nun also

das Warnsignal für die deutsche Volkswirtschaft. Im zweiten Quartal

hat die Konjunktur deutlich an Schwung verloren. Nicht nur das

Bundeswirtschaftsministerium, sondern auch viele Volkswirte der

Forschungsinstitute rechnen bestenfalls mit Stagnation im

zurückliegenden Quartal. Es ist eine Frage der Zeit, bis die

Institute ihre noch von Optimismus geprägten Jahresprognosen fürs

Wachstum des BIP revidieren werden.

Noch schlechter als die Lage ist die Stimmung, die sich in

scharfen Rückgängen im Ifo-Geschäftsklimaindex und nun in den

ZEW-Konjunkturerwartungen ausdrückt. Vor diesem Hintergrund sind die

mahnenden Worte von Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer zur Tarifpolitik

und sein Appell zu differenzierten Abschlüssen wohlfeil. Leider hat

er beim Selbstlob über die "verantwortungsvolle" Tarifpolitik

unterschlagen, dass nach Daten der Deutschen Bundesbank die

tariflichen Stundenlöhne in der Gesamtwirtschaft 2014 bereits um 3,2%

gestiegen sind - und damit über jene 3% hinaus, die jüngst von der

Bundesbank als makroökonomisch neutraler Verteilungsspielraum genannt

und von den Arbeitgebern als unerbetene Empfehlung attackiert worden

waren.

Ob vor diesem Hintergrund der Trend zu langen Laufzeiten der

Tarifverträge die richtige Entwicklung ist, muss bezweifelt werden.

Unter dem Eindruck robuster Konjunktur sind häufig Laufzeiten von 20

Monaten und mehr vereinbart worden, die im Lichte schwindenden

Wachstums und Verteilungsspielraums eine schwere Hypothek für das

nächste Jahr darstellen. Denn dann tritt auch der gesetzliche

Mindestlohn in Kraft, werden die vom Rentenpaket der Bundesregierung

getriebenen Sozialbeiträge Wirkung zeigen.

Und es stehen die Tarifverhandlungen für die 3,7 Millionen

Beschäftigten der deutschen Metall- und Elektroindustrie an. Mithin

in einer Branche, die maßgeblich zur Exportstärke Deutschlands

beiträgt. Es ist zu befürchten, dass die IG Metall die

Konjunktursignale geflissentlich überhört und sich am herausragenden

Geschäftsverlauf der Unternehmen in den beiden zurückliegenden Jahren

orientiert. Die Lohn-Preis-Spirale wäre programmiert. Wie früher,

wenn die Konjunktur kippte. Mit einem Unterschied: Inzwischen haben

wir mit der Europäischen Zentralbank eine Notenbank, die

zinspolitisch nicht bremsend eingreifen wird.

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