18.09.2014 20:56:47

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Börsen-Zeitung: Ladehemmung, Kommentar zur Geldpolitik der EZB von

Stephan Lorz

Frankfurt (ots) - Dicke Bertha mit Ladehemmung: Die modernisierte

Liquiditätskanone der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Ankurbelung

der Kreditnachfrage in der Eurozone hat nicht die Wirkung erzielt,

die sich ihre Konstrukteure erwartet hatten. Die zur Verfügung

gestellten Finanzmittel wurden in viel geringerem Umfang nachgefragt

als prognostiziert. Zum Teil mögen technische Gründe dafür

verantwortlich gewesen sein, weil die Vorarbeiten in den Banken

offenbar mehr Zeit in Anspruch nehmen als gedacht, und viele

Institute noch die Ergebnisse des Stresstests abwarten wollen. Da die

Bedingungen der zweiten Tranche der sogenannten

TLTRO-Refinanzierungsgeschäfte im Dezember identisch sind, besteht

zudem die Möglichkeit für einen späteren Einstieg zu denselben

Konditionen. Und weil die EZB erst vor ein paar Wochen die Zinsen

erneut leicht gesenkt hat, mag auch so manches Zinsarbitragegeschäft

nicht mehr so lukrativ erscheinen.

Wahrscheinlich sieht es bei der nächsten Tranche aber nicht viel

besser aus. Da EZB-Präsident Mario Draghi ein Volumen von 400 Mrd.

Euro für die ersten beiden Tranchen avisiert hat, wäre das ein

verheerendes Signal. Denn es zeigt, dass die Probleme in der Eurozone

mit Liquiditätsinstrumenten allein nicht behoben werden können,

sondern vielmehr wirtschaftspolitische Reformen dringlich sind. Wer

sagt denn, dass es an den Banken liegt, wenn - aus Sicht der EZB -

zuwenig Kredite vergeben werden und die Konjunktur nicht so recht in

Schwung kommt? Vielleicht fehlt es einfach an der Nachfrage, weil das

Investitionsumfeld zu wünschen übrig lässt. Auch die derzeitigen

politischen Umstände - Stichworte: Ukraine, Russland-Sanktionen -

sprechen nicht für überschwängliche Ausgabenfreude bei Unternehmen

und Konsumenten. Warum sollten sich die Banken unter diesen Umständen

übermäßige Liquidität ans Bein binden, die im Falle der TLTRO noch

dazu an die Kreditvergabe gekoppelt ist?

Aber derlei Argumente kümmern die Notenbanker offenbar nicht, weil

sie nicht in ihr Weltbild passen. In der "modernen" Geldpolitik geht

es stattdessen nach dem Motto zu: Viel hilft viel! Und so wird schon

von einem noch größeren Programm gesprochen, bei dem die Gelder auf

jeden Fall abfließen: der Kauf von Staatsanleihen nach

angelsächsischem Vorbild. Das stützt die Banken ebenfalls, senkt aber

den Reformdruck in der Eurozone weiter. Und welche Regierung kann

sich schon der Verlockung entziehen, wenn die Notenbank den

Absatzkanal für Staatsbonds offen hält?

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