30.08.2019 20:30:40

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Börsen-Zeitung: Internationaler Fokus für den Erfolg, Marktkommentar

von Werner Rüppel

Frankfurt (ots) - Aktien lohnen langfristig. Doch beruht die

Outperformance von Dividendentiteln allein auf dem deutlichen

Wertzuwachs weniger Reichmacher. Die Mehrzahl der Aktien weist gar

über die Jahre Wertverluste auf. Zu diesem Ergebnis kommt eine

aktuelle Studie, die von Hendrik Bessembinder von der Arizona State

University und drei weiteren Wissenschaftlern erstellt wurde.

Analysiert wurden nahezu 62000 Aktien aus 42 Ländern im Zeitraum

von 1990 bis 2018. Nur 40,5 Prozent der betrachteten Aktien konnten

dabei eine höhere Rendite als amerikanische Geldmarktpapiere (US

Treasury Bills) erzielen. Gleichwohl haben globale Aktien mit einem

Wertzuwachs von 260 Prozent in 29 Jahren die am US-Geldmarkt erzielte

Rendite deutlich geschlagen. Dies liegt an "sehr hohen Erträgen von

relativ wenigen Aktien" und nicht an der Outperformance von vielen

Aktien, stellt die Studie klar heraus.

So sind im Untersuchungszeitraum gerade einmal fünf Aktien (Apple,

Microsoft, Amazon, Alphabet und Exxon Mobile) für 8,3 Prozent des

globalen Nettovermögenszuwachs durch Dividendentitel verantwortlich.

Und die 811 Unternehmen mit der besten Performance, also gerade

einmal 1,33 Prozent der untersuchten Aktien, kommen vollständig für

den globalen Vermögenszuwachs (netto) durch Aktien auf.

Unter den weltweit 50 größten Reichmachern am Aktienmarkt finden

sich übrigens 35 US-Titel wie Warren Buffets Berkshire Hathaway,

Johnson & Johnson oder Walmart. Hinzu kommen internationale Blue

Chips wie Tencent, Nestlé, Samsung, Roche, Novartis oder China

Mobile. Ein deutscher Wert rangiert zwar nicht unter den Top 50, doch

zählt SAP global zur Gruppe der überdurchschnittlichen

Vermögensmehrer.

Beeindruckend sind die Renditen pro Jahr, welche die besten

weltweiten Gewinneraktien langfristig erzielt haben: Tencent 50,1

Prozent, Mastercard 32,2 Prozent, Amazon 29,4 Prozent, Facebook 25,6

Prozent und Visa 22,9 Prozent.

Doch die einseitige Verteilung von Aktienerträgen gilt nicht nur

in der globalen Betrachtung oder für die USA, sondern für fast alle

nationalen Aktienmärkte. Dabei ist auch Deutschland keine Ausnahme.

Hierzulande kommt Spitzenreiter SAP allein für 6,93 Prozent des

gesamten Vermögenszuwachs (brutto) von 1990 bis 2018 durch Aktien

auf. Es folgen BASF (6,07 Prozent) und Siemens (5,82 Prozent). Mit

die höchste Performance pro Jahr haben unter den Top-20-Werten (in

Dollar berechnet) von 1990 bis 2018 übrigens Deutsche Börse mit 17,1

Prozent, Adidas mit 13,9 Prozent, SAP mit 12,6 Prozent, Beiersdorf

mit 12,5 Prozent und BASF mit 12,3 Prozent erzielt.

Was bedeuten diese Ergebnisse nun für Anleger? Eine

Schlussfolgerung, die auch in der Studie explizit genannt wird, ist

die Attraktivität von breit gestreuten passiven Aktieninvestments.

Wer zum Beispiel in den MSCI World Index investiert, legt auch in die

Gewinneraktien an. Keiner weiß heute, was die künftigen Reichmacher

sein werden, doch bleiben diese bei einem breit gestreuten

Aktienindex nicht außen vor.

In den vergangenen Jahren waren Tech-Aktien und insbesondere

US-Werte die Titel, die vor allem den Mehrwert am Aktienmarkt

geschaffen haben. Anleger, die international investiert haben und

auch in Technologieaktien engagiert waren, haben davon profitiert.

Auch künftig dürfte ein internationaler Fokus nebst Berücksichtigung

von Tech langfristig erfolgversprechend sein.

Wenn die meisten Aktien langfristig Verliererwerte sind, so wird

das Stock Picking, die Auswahl besonders aussichtsreicher Titel, eine

riskante Angelegenheit, die leicht schief gehen kann. Die Studie rät

Anlegern, die keine komparativen Vorteile bei der Aktienauswahl (oder

bei der Auswahl von hervorragenden aktiven Managern) haben, daher

eher zu breit gestreuten passiven Anlagen. Auch private Anleger, die

meist nicht viel Zeit haben, sich um ihre Aktien zu kümmern, tun oft

besser daran, in breite Aktienindizes als allein in Einzeltitel zu

investieren.

Auf der anderen Seite birgt gerade die Konzentration der

Aktiengewinne auf wenige Top-Titel Chancen für aktive Fondsmanager.

Wem es gelingt, die Dynamik der Amazons, Apples, Mastercards und SAPs

dieser Welt möglicht früh zu erkennen, der erzielt eine

überdurchschnittlich hohe Performance. Denn nicht nur, aber auch bei

Aktieninvestments gilt: The winner takes it all.

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