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12.06.2014 21:04:47

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Börsen-Zeitung: Im Wettstreit um Talente, Kommentar zum IT-Sektor von

Sebastian Schmid

Frankfurt (ots) - Bei Finanzdienstleistern werden hohe Gehälter

gerne damit begründet, dass für die besten Talente eben viel gezahlt

werden muss. Im IT-Sektor, einer Branche, in der Spitzenkräfte noch

stärker umworben werden, genügen monetäre Anreize hingegen längst

nicht mehr. Programmierer und andere kreative Spitzenkräfte der

Softwareindustrie wünschen sich vor allem Gestaltungsspielraum und

einen Arbeitsplatz, der kreative Entfaltungsmöglichkeiten bietet.

Vishal Sikka, bis vor kurzem SAP-Technologievorstand, hat sich

offenbar ebenfalls mehr Gestaltungsspielraum erhofft. Eine

unterschiedliche Auffassung über die Zukunft gab er unlängst als

einen Grund für seinen plötzlichen Abschied im Mai an. Spekuliert

wurde auch über private Gründe, die in ihm den Wunsch nach mehr Zeit

für die Familie geweckt hätten. Letzteres kann man nun wohl

ausschließen, denn Sikka hat sich bereits die nächste Mammutaufgabe

vorgenommen.

Der 47-Jährige will als erster Nichtgründer den indischen

Software-Dienstleister Infosys führen. Zeit für die Familie dürfte er

dort - zumindest in den ersten Monaten - noch weniger haben. Zumal es

bei Infosys personell brennt. Schon bei SAP ging in den vergangenen

Monaten so manche Augenbraue hoch, weil die Managementwechsel im

Vergleich zu früheren Jahren zuletzt noch einmal schneller getaktet

waren. Bei Infosys wird Sikka derweil auch auf den unteren Ebenen mit

einem hohen Mitarbeiterschwund konfrontiert. Binnen zwölf Monaten

sind zehn Spitzenkräfte abgewandert. Die Fluktuationsrate im Konzern

liegt auf Rekordniveau.

Im Internet klagten Mitarbeiter bei Infosys schon vor Jahren über

"unglaublich lange Arbeitszeiten". Zudem sei das Gehaltsniveau im

Branchenvergleich unterdurchschnittlich. Auch zwei Lohnanhebungen in

den vergangenen zwölf Monaten konnten den Anstieg der Fluktuation

aber nicht stoppen. Ex-Angestellte klagen auch über die für ein

Softwareunternehmen strenge Hierarchie, die gerade Neulingen kaum

Eigeninitiative erlaube.

Das dürfte Sikka, der von der Silicon-Valley-Kultur geprägt ist,

ein Dorn im Auge sein. Bei SAP hat er geholfen, eine noch offenere

Arbeitsumgebung zu schaffen. Infosys setzt auch hier auf seine

Erfahrung. Viel Zeit bleibt ihm allerdings nicht. Beispiele wie der

Internetkonzern Yahoo zeigen, dass eine Rückkehr in die Riege der

Top-Arbeitgeber äußerst schwierig ist. Das weiß auch Sikka, der

versucht sein könnte, möglichst viele Talente vom Ex-Arbeitgeber

mitzunehmen. SAP muss aufpassen, dass der Verlust von Sikka nicht

noch weitere Niederlagen im Wettstreit um Talente nach sich zieht.

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