24.05.2019 20:16:40

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Börsen-Zeitung: Grünes Oranje / Kommentar zum Erfolg von staatlichen

Green Bonds von Kai Johannsen

Frankfurt (ots) - Oranje ist jetzt das neue Grün. Das Königreich

der Niederlande ist seit diesen Tagen nun das jüngste Mitglied im

derzeit noch recht elitären Club der Emittenten grüner Staatsanleihen

auf der Ebene der Zentralstaaten. Die Green-Bond-Community hat dem

Debütanten einen ausgesprochen herzlichen Empfang bereitet. Anders

lässt sich der Auftritt nicht einordnen. Das 20 Jahre (Fälligkeit

Januar 2040) laufende grüne Wertpapier ging mit einer Spread-Vorgabe

von 18 bis 21 Basispunkten (BP) über der bis Juli 2040 laufenden

Bundesanleihe in die Vermarktung bei den Investoren, und zwar morgens

um 10 Uhr. Nun ist bekannt, dass grüne, soziale und nachhaltige

Anleihen den Zeitgeist treffen; Investoren stehen Schlange, um ihre

Orders abzuliefern.

Aber den Erfolg der Niederländer muss man sich mal im Detail vor

Augen führen. Nach gerade einmal 7 Minuten - in Worten sieben -

hatten die Niederländer ein Orderbuch von mehr als 10 Mrd. Euro

zusammen. Nach 18 Minuten - in Worten achtzehn - waren es mehr als 15

Mrd. Euro. Nach 45 Minuten konnten die Schuldenmanager des

Königreiches die Spread-Vorgabe auf 18 bis 19 BP zurücknehmen -

Spread-Einkürzungen sind für gewöhnlich ein Zeichen für eine gute

Nachfrage seitens der Investoren. Nach noch nicht einmal zwei

Stunden, also um 11.45 Uhr, machten die Niederländer den Sack dann

zu, sie schlossen das Orderbuch beim Stand von rund 21,2 Mrd. Euro.

Exakt 5,985004 Mrd. Euro teilten sie den Investoren zu, das heißt,

das war das Bondvolumen. Selbstredend, dass der Bond zum Spread von

18 BP an die Anleger ging. Das entsprach einer Rendite von 0,557 %.

Der Kupon liegt bei 0,50 %.

Für gewöhnlich wählen Emittenten und damit auch Staaten bei einer

Innovation das Syndikatsverfahren, um das neue Papier an den Markt zu

bringen. Über platzierungsstarke Banken soll eine erfolgreiche

Transaktion sichergestellt werden. Bei Green Bonds ist das wohl

nicht mehr notwendig. Die Niederländer mandatierten kein

Bankensyndikat - so wie es bisher alle anderen Staaten bei ihren

ersten Green Bonds gemacht haben. Sie brachten ihr Erstlingswerk -

wie alle anderen Anleihen des Landes auch - im Wege der Auktion an

den Markt. Und es gab sogar noch ein kleines Extra für die grünen

Investoren. Wer sich nachweislich als grüner Investor klassifizierte

- und das sollen immerhin 32 gewesen sein -, der konnte von dem

grünen Bond noch 10 % mehr bekommen, auf 50 Mill. Euro Order also 55

Mill. Euro Zuteilung. Grün hat sozusagen Vorfahrt. Das zog

offenkundig. Rund 83 % aller Gebote, so die niederländische

Schuldenagentur DSTA (Dutch State Treasury Agency), kamen von solchen

grünen Investoren. Den grünen Bond wollen die Niederländer auf rund

10 Mrd. Euro aufstocken.

Auf der Ebene der Zentralstaaten besteht der Club der

Green-Bond-Emittenten nun aus fünf Mitgliedern: Polen, Frankreich,

Belgien, Irland und nun den Niederlanden. Aus der jüngsten

Transaktion der Niederländer lassen sich drei Signale vernehmen.

Erstens: Die Nachfrage nach grünen Bonds ist ungebrochen hoch. Über

Platzierungsschwierigkeiten brauchen sich Emittenten keinerlei Sorgen

zu machen. Das unterstreicht auch, dass der Bond problemlos im Wege

der Auktion untergebracht werden konnte. Zweitens: Der grüne

Oranje-Bond war der erste seiner Art eines Triple-A-Staats. Und die

Kombination aus Triple-A, grünem Commitment und solidem angestammten

Marktauftritt verspricht offenbar einen großen Erfolg. Das ist für

andere Emittenten richtungsweisend und führt zu Punkt drei. Der

Auftritt der Niederländer im Markt der grünen Bonds zeigt dem

nächsten Emittenten aus der Liga der Top-Bonitäten, wohin die Reise

dann gehen wird.

Vor einigen Tagen hat der Bund angekündigt, dass er Pläne für die

erste grüne Bundesanleihe in der Schublade hat (vgl. BZ vom 10. Mai).

Zur Anwendung soll eine Innovation kommen, die ihren geistigen

Ursprung im skandinavischen Raum, das heißt im Königreich Dänemark

hat, die dem Green-Bond-Club darüber ebenfalls beitreten wollen. Der

Bund wird sich angesichts dieser Marktverfassung und dieser

Investorenresonanz wohl kaum Gedanken darüber machen müssen, ob

hinter die Erfolgsaussichten seiner grünen "Bunds" ein Fragezeichen

zu setzen ist. Mit dem Etikett "Benchmark-Emittent der Eurozone" um

den Hals werden die grünen Bundesanleihen ein Selbstläufer. Und bei

den Konditionen ist der Weg dann ebenfalls vorgezeichnet: Unter den

Niederlanden auf jeden Fall und unter den herkömmlichen nichtgrünen

Bundestiteln ebenfalls.

(Börsen-Zeitung, 25.05.2019)

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