09.02.2015 20:06:47

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Börsen-Zeitung: Euroland will sehen, Kommentar zu Griechenland von

Detlef Fechtner

Frankfurt (ots) - Der Poker um die finanzielle Zukunft von

Griechenland geht in die entscheidende Runde. Heute stellt sich

Premier Alexis Tsipras einer Vertrauensabstimmung, morgen steht

Finanzminister Giannis Varoufakis seinen Euro-Amtskollegen Rede und

Antwort, tags drauf trifft Tsipras beim EU-Gipfel auf Kanzlerin

Angela Merkel und die anderen EU-Chefs. In sechs Tagen schließlich

haben die Finanzminister eine letzte Chance, bei der Eurogruppe zu

verhindern, dass Hellas ab 1. März ohne finanzielle Rückendeckung

dasteht. Danach wird es schwierig - und verdammt riskant.

Gewiss, theoretisch könnte man auch noch im März oder April ein

neues Hilfspaket beraten. Aber ob das Land überhaupt bis dahin

finanziell durchhalten würde, ist fraglich. Wenn nämlich bis nächsten

Montag keine Vereinbarung steht, werden noch mehr Griechen keine

Steuern zahlen, noch mehr Sparer ihre Konten leeren, sich noch mehr

Investoren abkehren, noch mehr Zulieferer ihre Sendungen stoppen. In

anderen Worten: Wenn eine Verständigung in den nächsten Tagen

misslingt, hängt das finanzielle Schicksal nicht mehr nur vom Willen

der Politik ab, sondern in zunehmendem Maß von Entwicklungen, die

nicht mehr von der Athener Regierung oder der Eurogruppe gesteuert

werden.

Tsipras verlangt eine Brückenfinanzierung. Das klingt harmlos,

bedeutet aber nichts anderes als neue Milliarden ohne Konditionalität

und ohne Troika. Das ist rechtlich nicht vorgesehen, politisch nicht

gewollt - hat also kaum Erfolgschancen, zumal Einstimmigkeit nötig

ist.

Aller Voraussicht nach wird der Poker deshalb in wenigen Tagen zum

Abschluss kommen: Euroland will sehen. Athen kann zwar darauf hoffen,

von der Eurogruppe eine Reihe von Zugeständnissen zu erhalten -

längere Laufzeiten, niedrigere Zinsen, geringere Vorgaben für den

Primärüberschuss, Spielräume für Verschiebungen bei Reformen und

Sparmaßnahmen, Änderungen in der Praxis der Kontrollen.

Wahrscheinlich wären die Euro-Partner sogar bereit, schönfärberische

Begriffe wie "Überbrückungsverpflichtungen" zu akzeptieren, wenn es

damit für die Regierung einfacher wäre, Zusagen einzugehen und vor

ihren Wählern zu rechtfertigen. Aber im Gegenzug muss sich Athen klar

dazu bekennen, das Land zu reformieren, sparsam zu haushalten und zu

akzeptieren, dass die Kapitalgeber prüfen dürfen, ob ihr das

tatsächlich gelingt.

Tsipras hat am Sonntag bekräftigt, dazu nicht bereit zu sein.

Bleibt er dabei, stehen der Eurozone unruhige Zeiten bevor - und

Griechenland eine Katastrophe.

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