25.06.2015 21:16:39

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Börsen-Zeitung: Euro-Karren im Dreck, Kommentar zu Griechenland von

Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots) - Sie malträtieren uns also weiter, sich selbst

natürlich auch: Am Wochenende soll weiterverhandelt werden in Sachen

Griechenland. Womöglich ist sogar dann noch nicht Schluss.

Bundeskanzlerin Angela Merkel fordert eine Lösung bis Montagmorgen.

Sollte man nicht noch den Dienstag dazu nehmen? Erst dann, am 30.

Juni, läuft doch das aktuelle europäische Hilfsprogramm aus, und die

Rückzahlung der Hellenen von 1,6 Mrd. Euro an den Internationalen

Währungsfonds wird fällig.

Die Commerzbank hatte jüngst schon mal den 20. Juli als jenen

Termin genannt, an dem es für Athen "ernst" werden könnte, weil dann

die von der EZB gehaltenen Staatsanleihen von 3,4 Mrd. Euro zur

Tilgung anstehen. Die gut drei Wochen müssten sich doch mit

Eurogruppentreffen, Sondergipfeln und bei Bedarf mit dem in der EU

erprobten Anhalten der Uhren überbrücken lassen, oder? Sorry, auf der

nicht nur bei den Unterhändlern in Brüssel, sondern längst auch beim

Publikum erreichten Eskalations- und Frustrationsstufe fällt es

schwer, sich dem Thema allweil mit der gebotenen Ernsthaftigkeit zu

nähern.

Jetzt aber ganz im Ernst: Das Spiel, das hier vor allem auch von

der neuerdings nebenbei für Bankenaufsicht zuständigen EZB gespielt

wird, indem sie die eben nicht nur an vorübergehenden

Liquiditätsproblemen krankenden griechischen Zombiebanken künstlich

am Leben hält, ist ein Skandal, wenn nicht Schlimmeres.

Bundesbankpräsident Jens Weidmann und Sparkassenpräsident Georg

Fahrenschon weisen - in etwas wohltönenderen Worten - zu Recht darauf

hin, dass die Hüter des Euro mit den auf 89 Mrd. Euro

hochgeschraubten ELA-Notfallkrediten den Bogen längst überspannen.

"Statt einer kurzfristigen Liquiditätshilfe werden marode Banken

dauerhaft an den Tropf gelegt", analysiert Fahrenschon treffend, es

seien in Wahrheit die Kapitalflucht aus Hellas und Bargeldabhebungen

der Griechen in großem Umfang, die diese Kredite notwendig machten.

Wie weit will sich die unabhängige EZB noch in den Dienst der Politik

stellen respektive sich von den Staats- und Regierungschefs

instrumentalisieren lassen?

Der flagrante Interessenkonflikt der Währungswächter steht

exemplarisch dafür, wie tief der ganze Euro-Karren in den Dreck

gefahren wurde. Glaubt irgendjemand allen Ernstes, da würde man ihn

noch einmal herausziehen können mit einem faulen Kompromiss am

Wochenende, am Montag oder wann auch immer? Wer nach monatelangen,

für alle Beteiligten und Beobachter zermürbenden Verhandlungen in

offensichtlich vergiftetem Klima nicht zu Potte gekommen ist, der

will sich nicht einigen.

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