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18.03.2016 19:29:39

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Börsen-Zeitung: Ende der Öl-Rally in Sicht, Marktkommentar von Dieter

Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - Noch vor wenigen Wochen schien der Ölpreis nur

eine Richtung zu kennen: nach unten. Inzwischen, nach einer Rally,

die bereits in die vierte Woche geht, rechnen viele Marktteilnehmer

damit, dass die Erholung noch für eine ganze Weile in rasantem Tempo

weitergeht. Am Freitag hat die Notierung der weltweit wichtigsten

Benchmark-Sorte Brent Crude mit 42,54 Dollar je Barrel ein Jahreshoch

erreicht. Gegenüber dem Jahrestief von 27,10 Dollar per Ende Januar

ist dies bereits eine enorme Erholung von 57%. Wie zu erwarten war,

hat dies auch wieder die Finanzinvestoren angezogen. Zuletzt sind

hohe Summen in die Rohstoffmärkte, darunter in Öl, geflossen, wobei

sich viele Marktteilnehmer mit Long-Kontrakten für weitere

Preisavancen positioniert haben.

Für die Rally gibt es gute Gründe. So sind die großen

Produzentenländer mittlerweile nicht mehr gewillt, einen Fall des

Ölpreises ins Bodenlose hinzunehmen. Sie haben sich immerhin auf eine

Deckelung der Produktion auf dem Niveau vom Januar geeinigt - was die

Trendwende am Ölmarkt ausgelöst hat - und für Mitte April weitere

Gespräche in Doha vereinbart, bei denen es zusätzliche

Stützungsmaßnahmen geben könnte. Eindruck hat dabei gemacht, dass mit

Saudi-Arabien und Russland zwei der drei größten Förderländer mit im

Boot sitzen.

Zudem gibt es mittlerweile klare Hinweise darauf, dass die

Schieferöl-Förderung in den USA ihren Höhepunkt vorerst überschritten

hat. Mit Blick auf die hohen Kosten der Förderung per Fracking und

den vergleichsweise hohen Anteil von Fremdfinanzierung in dem Sektor

rechnet die US-Regierung mit einem Rückgang der Produktion im

laufenden Jahr um immerhin 600.000 Barrel pro Tag (bpd).

Ein weiterer sehr wichtiger Grund für die Preiserhöhung ist die

weiterhin ultralockere Geldpolitik der Notenbanken. Die Europäische

Zentralbank (EZB) hat sich zuletzt mit einer Senkung des Leitzinses

und einer Ausweitung des Quantitative Easing stärker aus dem Fenster

gelehnt als von den meisten Marktteilnehmern erwartet. Und die

US-Notenbank Fed hat sich in der gerade beendeten Handelswoche trotz

leicht verbesserter US-Konjunkturdaten äußerst vorsichtig und

zurückhaltend gezeigt, so dass es inzwischen wieder sehr fraglich

ist, ob sie im laufenden Jahr die Zinsen nochmals anheben wird.

Liquidität ist also in einem mehr als ausreichenden Maß vorhanden,

und es ist damit zu rechnen, dass noch mehr Investoren auf den Zug

springen werden, sollte dieser noch an Fahrt gewinnen.

Es gibt aber inzwischen Zweifel, ob es zu dieser Beschleunigung

kommen wird. Es spricht nämlich einiges dafür, dass die Rally an

Dynamik einbüßen wird, mit der Folge, dass bei einem Niveau von rund

50 Dollar für das Barrel Brent erst einmal Schluss sein dürfte.

So ist der jüngste Preisanstieg wenigstens teilweise auf zeitlich

begrenzte Faktoren wie umfangreiche Produktionsausfälle in Nigeria

und im Irak zurückzuführen, die sich auf immerhin 600.000 bpd

belaufen. Nach Berechnungen der Analysten von Barclays entspricht das

rechnerisch nicht weniger als 40% des gesamten Angebotsüberschusses.

Zudem hat es auch umfangreiche Short-Eindeckungen von

Finanzinvestoren gegeben, die von dem rasanten Anstieg auf dem

falschen Fuß erwischt worden sind. Beide Faktoren dürften in nächster

Zeit kaum noch eine Rolle spielen.

Zudem ist fraglich, was substanziell bei dem Treffen der

Produzentenländer in Doha herauskommen kann, wenn die Bereitschaft

für echte Produktionskürzungen nirgendwo vorhanden ist und der Iran

als ein ebenfalls wichtiges Ölland an den Beratungen nicht teilnehmen

will. Die iranische Regierung hat unmissverständlich erklärt, dass

sie erst dann zu Gesprächen über eine Deckelung der Förderung bereit

ist, wenn das Land wieder das Produktionsniveau von vor dem Beginn

der Sanktionen von 4 Mill. bpd erreicht hat. Während sich die

Preiserholung bislang vor allem auf Faktoren der Angebotsseite

gestützt hat, könnte nun die Nachfrageseite ins Rampenlicht rücken -

und zwar mit einem eher preisdämpfenden Effekt. So war nämlich

zuletzt der Ölverbrauch in China, den USA, Japan und Brasilien

rückläufig.

Außerdem glauben Häuser wie Goldman Sachs und Barclays daran, dass

es eigentlich noch einer Zeitspanne von mehreren Monaten mit

niedrigen Preisen bedarf, damit der Ölmarkt ein stabiles neues

Gleichgewicht mit spürbar reduziertem Angebot erreicht. Insofern

könnte die Tatsache, dass die Rally so rasant verlaufen ist, für den

Ölpreis in den kommenden Monaten eher negative Implikationen haben.

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