24.04.2018 20:36:41

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Börsen-Zeitung: Ein bisschen wie Amazon, Kommentar zu Alphabet von

Stefan Paravicini

Frankfurt (ots) - Als Ruth Porat, damals Finanzchefin von Morgan

Stanley, vor drei Jahren zum Internetkonzern Alphabet wechselte,

stand der Betreiber der größten Internet-Suchmaschine bei Investoren

in dem Ruf, die sprudelnden Gewinne aus dem Geschäft mit

Online-Werbung mit vollen Händen auszugeben und unter anderem in

sogenannten "Moonshot"-Projekten zu verbuddeln, deren

Ertragsmöglichkeiten genauso ungefähr definiert schienen wie ihre

Erfolgschancen. Dieses Image hat sich unter Porat grundlegend

gewandelt. Mehr Transparenz und Kostendisziplin haben mit dazu

beigetragen, dass sich der Börsenwert des Konzerns in den

vergangenen 36 Monaten verdoppelte und Alphabet zeitweise sogar

Apple als wertvollstes börsennotiertes Unternehmen überholte.

Wie weit das neu hinzu gewonnene Investorenvertrauen reicht, wird

sich in den nächsten Monaten herausstellen. Denn Alphabet hat die

Bremsen gelöst und ihre Kapitalinvestitionen zum Jahresauftakt glatt

verdreifacht. Auch ohne einen milliardenschweren Immobilienkauf in

Manhattan hätten sich die Ausgaben verdoppelt und über den

Erwartungen gelegen. Der Aufwand für Vertrieb und Marketing ist zum

Jahresauftakt um ein Drittel und ebenfalls schneller als erwartet

geklettert.

Die Finanzchefin machte deutlich, dass es sich bei dem

Ausgabensprung nicht um ein Einmalereignis handelte. "Die vor uns

liegenden Möglichkeiten sind ziemlich außergewöhnlich, und wir

fokussieren uns weiter auf Investitionen, die das langfristige

Wachstum von Umsatz und Gewinn unterstützen", erklärte Porat. Frei

übersetzt aus dem CFO-Sprech lautet die Ansage an Investoren, dass

Alphabet künftig ein bisschen wie der Online-Händler Amazon sein

will, was sich im ersten Quartal an einer empfindlich geschrumpften

operativen Marge ablesen lässt.

Im Vergleich mit Amazon, die seit Jahren den Großteil ihrer

Gewinne in immer neue Geschäftsfelder steckt und meistens einstellige

Margen ausweist, ist die Profitabilität von Alphabet fürstlich. Die

Investoren reagierten auf Porats Ansage dennoch irritiert, obwohl

Alphabet mit Umsatz und Gewinn zum Jahresauftakt die Erwartungen

übertraf. Nach dem Vertrauen in die Finanzchefin müssen sie jetzt

Zutrauen fassen, dass sich die zusätzlichen Investitionen bald

auszahlen werden. Amazon hat ihren Investoren diesen Glauben über

viele Jahre eingeimpft und auch deshalb Alphabet in Geschäftsfeldern

wie Cloud Computing, das enorme Investitionen in Rechenzentren

erfordert, abgehängt.

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