11.07.2017 20:50:40

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Börsen-Zeitung: Ein alter Bekannter, Kommentar zur Bankenunion von

Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots) - Die nach Ausbruch der globalen Finanzkrise vor

zehn Jahren von den Politikern angestimmte Melodie hatte das Zeug zum

Ohrwurm: "Nie wieder sollen die Steuerzahler für die Abwicklung oder

Rettung maroder Banken zur Kasse gebeten werden." Der Hit lief in den

Hauptstädten in Endlosschleife. Bei Unterhaltungsmusik mit

eingängigen Texten lässt es sich ja auch wunderbar träumen.

Guten Morgen und willkommen in der Wirklichkeit! Die Staaten und

damit die Steuerzahler sind längst wieder dabei. Womöglich nicht

unbedingt nur in Italien, wo für die schonende Abwicklung von Veneto

Banca und Banca Popolare di Vicenza bis zu 17 Mrd. Euro an

öffentlichen Geldern aufgerufen wurden. Es waren nicht die ersten und

- so schwant dem BVR, dem Verband der deutschen

Kreditgenossenschaften - auch nicht die letzten Fälle. Selbst mit den

Mitteln in den Einlagensicherungstöpfen der deutschen Banken und

Sparkassen, die die EU-Kommission allzu gerne vergemeinschaften

würde, käme man da nicht sehr weit.

Doch von einzelnen Schieflagen und dadurch erforderlichen

Rettungs- oder nicht minder teuren Zerschlagungsaktionen einmal

abgesehen: Im Zusammenhang mit dem vornehmlich in südeuropäischen

Gefilden grassierenden Problem der faulen Kredite (Non-Performing

Loans - NPL) weist BVR-Vorstandsmitglied Gerhard Hofmann recht

lapidar auf einen entscheidenden Punkt hin, zu dem sich die

EU-Finanzminister in ihrem NPL-Aktionsplan auffallend bedeckt halten:

Jemand muss die Verluste tragen. Und da kommt natürlich wieder ein

alter Bekannter ins Spiel: der Steuerzahler. Fragt sich nur noch, ob

der nationale oder eher früher als später doch der europäische. Wie

lange wird das Plädoyer von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble

gegen eine länderübergreifende Bad Bank Bestand haben?

Aufhorchen lässt Schäubles Lob für die italienische Regierung, die

ihre Sache gut gemacht habe - Regeltreue spielt ja anscheinend keine

Rolle mehr. Baut da jemand vor für den Fall, dass irgendwann nach der

Bundestagswahl Deutschland auf das Verständnis seiner Partner für

eine unorthodoxe Interpretation der europäischen Abwicklungsregeln

angewiesen sein könnte? Man muss die Vorstellungskraft nicht

überstrapazieren, um sich auch solche Szenarien ausmalen zu können.

In der fehlkonstruierten Bankenunion ist offenbar alles möglich.

Zum nächsten Gassenhauer könnte eine Vertonung von Shakespeares "Was

ihr wollt" werden. Auch dieses Stück handelt von einem äußerst

ausgelassenen Treiben, ist aber lustiger als die Realität der

Bankenunion.

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