10.03.2016 20:55:39

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Börsen-Zeitung: Draghi reloaded, Kommentar zur EZB von Mark Schrörs

Frankfurt (ots) - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erneut zum

geldpolitischen Rundumschlag ausgeholt und damit ihr gigantisches

währungspolitisches Experiment fortgesetzt. Handelte es sich um Filme

mit EZB-Präsident Mario Draghi in der Hauptrolle, könnte man jetzt

von "Draghi reloaded" sprechen. Wie es leider so oft mit solchen

Filmfortsetzungen der Fall ist, weiß aber auch dieses Sequel

überhaupt nicht zu überzeugen - und das ist nicht nur der

Marktreaktion geschuldet.

Dass die EZB erneut in die Vollen gegangen ist, dürfte stark

dadurch motiviert sein, dass Draghi und die Seinen positiv

überraschen wollten - nachdem sie im Dezember für Enttäuschung

gesorgt hatten. Zumindest erst einmal ist das aber gehörig

schiefgegangen. Das zeigt auch, wie gefährlich das Spiel mit den

Märkten und deren Erwartungen ist, das Draghi doch vermeintlich so

virtuos beherrscht.

Wenngleich die Motivation auch eine andere gewesen sein mag, kann

man sich doch des Gefühls nicht erwehren, dass die EZB überreagiert

oder in Panik verfallen ist. Für beides besteht kein Anlass und

beides ist brandgefährlich. Natürlich ist die Lage alles andere als

komfortabel: Die Wirtschaft schwächelt ein wenig und die Inflation

ist unter null abgesackt - ganz zu schweigen von den politischen

Konflikten. Aber zur Schwarzmalerei besteht kein Grund. Leider

schüren Draghi & Co. aber mit ihrem Aktionismus Sorgen - getreu dem

Motto: Was weiß die EZB, was wir nicht wissen? Da dürfen sich die

Euro-Hüter nicht wundern, wenn sich Attentismus breitmacht.

Seinen Kritikern hält Draghi nun gerne vor, dass Nicht-Handeln

noch größere Risiken berge und es besser sei, zu viel als zu wenig zu

tun. Aber es geht ja nicht darum, nichts zu tun! Erstens hat die EZB

viel - wohl zu viel - getan. Aber zum Wesen von Geldpolitik gehört

es, dass das Zeit braucht. Und zur ganzen Wahrheit gehört auch, dass

die Geldpolitik aktuell weniger wirkungsvoll ist. Deswegen ist es

zweitens umso wichtiger, dass endlich diejenigen zu Potte kommen, die

gefragt sind: die Politiker. Es braucht nicht noch ein

konjunkturelles Strohfeuer, sondern Strukturreformen für ein höheres

Potenzialwachstum.

Das Problem an Draghis Argumentation ist zudem Folgendes: Die

Risiken dessen, weniger statt mehr zu tun, sind kurzfristig zwar

greifbarer als im umgekehrten Fall. Dafür aber sind die langfristigen

Risiken, wenn zu viel getan wird, im Notfall viel gravierender. Das

gilt für die Finanzstabilität, für das politisch-gesellschaftliche

Gefüge und letztlich auch für das Vertrauen der Menschen in eine

Währung und das Geld. Dass Letzteres vollends verloren geht, kann

nicht im Interesse von "Super-Mario" sein.

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