29.08.2014 20:30:47

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Börsen-Zeitung: Die Rückkehr der Volatilität, Marktkommentar von

Stefan Schaaf

Frankfurt (ots) - Meinungsverschiedenheiten sind das Salz in der

Suppe des Börsenhandels. Zwei Marktteilnehmer werden nur ein Geschäft

abschließen, wenn sie unterschiedlicher Auffassung über die

Kursentwicklung sind. Glauben aber alle beispielsweise an einen

fallenden Euro, wie derzeit der Konsens lautet, dann geht der Kurs

ohne große Ausschläge nach unten.

In die Terminologie des Finanzmarktes übersetzt: Die Volatilität

ist gering. Dieses Phänomen prägt schon seit Monaten den

Devisenmarkt. Der von der Deutschen Bank berechnete Volatilitätsindex

CVIX für den Währungshandel liegt noch immer nur knapp über seinen

Rekordtiefs vom Frühsommer. Und das, obwohl an den Finanzmärkten noch

immer vieles nicht stimmt, wie der negative Tagesgeldsatz Eonia

zeigt. Vereinfacht gesagt: Banken leihen sich gegenseitig selten

Geld, wenn sie es aber tun, dann bezahlen sie dafür, dass sie einem

anderem Institut Liquidität geben dürfen.

Mit der niedrigen Volatilität könnte es aber bald vorbei sein.

Grund dafür sind die immer stärker divergierenden Zinserwartungen

zwischen den USA auf der einen sowie der Eurozone auf der anderen

Seite. Hierbei ist es sinnvoll, auf die Ursache der niedrigen

Volatilität zu schauen. Sie ist vor allem eine Folge der sogenannten

Forward Guidance der beiden wichtigsten Notenbanken, der Federal

Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie hatten vor

geraumer Zeit angekündigt, ihre Zinsen noch eine ganze Weile niedrig

zu lassen. Das war eine Abkehr von der lange üblichen, vagen

Kommunikation von Notenbankern. Man erinnere sich an das Orakelhafte

von Alan Greenspan oder die wortreichen Nicht-Statements von

Jean-Claude Trichet. Ganz anders Mario Draghi sowie erst Ben Bernanke

und dann Janet Yellen: Sie haben in für Notenbanker ungewohnter

Klarheit den Zinspfad skizziert. Dies ließ kaum Spielraum für

Zinsspekulationen und davon induzierten Währungsschwankungen.

Solange sich die Zinsen nicht ändern werden - und der Markt dies

den Notenbanken auch glaubt -, kann es am Markt nur eine Meinung

geben, die Volatilität ist gering. Das hat nebenbei einen gewissen

Beruhigungseffekt, da niedrige Volatilität auch immer mit niedrigem

Risiko assoziiert wird. Zusammen mit der seit Jahren anhaltenden

reichlichen Liquiditätsversorgung insbesondere durch die Fed - die

EZB hat zwischenzeitlich ihre Bilanz kräftig geschrumpft - führte die

von den Notenbanken gedämpfte Volatilität zu höherer

Risikobereitschaft und damit steigenden Kursen bei Risk-Assets wie

Aktien oder Hochzinsanleihen.

Auch wenn der CVIX trotz geopolitischer Spannungen noch ein

anderes Signal sendet, die Volatilität am Devisenmarkt dürfte wieder

steigen. Dafür spricht, dass auch "ein längerer Zeitraum", so die

Definition der Forward Guidance, einmal zu Ende geht. Das scheint der

Fall zu sein, und der Anleihemarkt nimmt dies bereits vorweg. Der

Spread zwischen den zinssensitiven Anleihen mit zwei Jahren Laufzeit

aus den USA und aus Deutschland (als Benchmark der Eurozone) hat sich

deutlich ausgeweitet. Da höhere Spreads im Denken der Finanzmärkte

für höheres Risiko stehen, dürfte sich dies früher oder später in

höherer Volatilität niederschlagen.

Hintergrund dafür ist, dass die EZB wohl die Geldpolitik noch

weiter lockern wird, möglicherweise schon am nächsten Donnerstag,

während die Fed voraussichtlich auf steigende Zinsen zugeht. Auf

diesem Weg wird es jedoch Unebenheiten geben - in den

zugrundeliegenden Konjunkturdaten, in der Kommunikation, in den

Erwartungen an den Zeitpunkt der US-Zinserhöhung. All dies wird die

Volatilität steigen lassen, weil es Raum für Spekulationen und

Meinungsunterschiede der Marktteilnehmer gibt.

Doch allzu sehr wird - zur Enttäuschung der Händler - die

Volatilität wohl kaum steigen. Denn auch bei einer Zinswende werden

die US-Zinsen im historischen Vergleich niedrig bleiben.

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