11.06.2015 20:16:39

OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Deus ex machina, Kommentar zu ...

Börsen-Zeitung: Deus ex machina, Kommentar zu Griechenland von Detlef

Fechtner

Frankfurt (ots) - Früher war alles einfacher. Wenn im fünften Akt

der antiken Tragödie alles fürchterlich vertrackt und die Katastrophe

scheinbar unabwendbar war, kam die Rettung eben "von oben" - durch

überraschende Intervention einer Gottheit.

Das aktuelle griechische Trauerspiel nähert sich zwar ebenfalls

dem Ende, aber ein Deus ex machina ist nicht in Sicht. Die Akteure

sind erschöpft von vielen ergebnislosen Versuchen der Verständigung.

Das Publikum verliert ebenfalls jede Lust - müde der ständigen

Voraussagen eines angeblich kurz bevorstehenden Durchbruchs.

Trotzdem ist es falsch, zu behaupten, dass sich seit Tagen oder

gar seit Wochen nichts verändert hat. Hat es wohl! Bislang galt: Wenn

sich niemand bewegt, dann bleibt alles beim alten. Mittlerweile aber

- am Tag 20 vor Auslaufen des Programms gilt im Gegenteil: Wenn sich

niemand bewegt, bleibt nichts mehr beim alten. Sondern dann wird

Euroland ein Beben erleben. Und wie stark oder schwach die

Erschütterungen auf der nach oben offenen Skala sein werden, weiß

kein Mensch - kein Volkswirt, kein Notenbanker, kein Regierungschef,

kein EU-Kommissar.

Der Verhandlungsspielraum auf beiden Seiten ist überschaubar. Die

Euro-Partner können sich nicht leisten, eine Lösung ohne den

Internationalen Währungsfonds zu suchen, weil mehrere Regierungen

politisch oder sogar rechtsverbindlich darauf angewiesen sind, dass

der IWF bei der Stange bleibt. Der Fonds hat allerdings gerade

gestern deutlich gemacht, dass er für einen faulen Kompromiss in Form

eines schmutzigen politischen Deals nicht zur Verfügung steht.

Deshalb ist derzeit zum Beispiel keine Verständigung vorstellbar, bei

der Athen nicht zu Einsparungen bei den Renten bereit ist - denn

sonst ist die Hoffnung auf Haushaltsüberschüsse naiv.

Die griechische Regierung wiederum ist so hoch auf den Baum

geklettert, dass sie selbst dann Probleme haben wird, wieder

herunterzukommen und eine Einigung durchs heimische Parlament zu

bringen, wenn sich die Kapitalgeber bei den Bedingungen großzügig

zeigen.

Der Countdown hat begonnen. Ein Durchbruch erst beim EU-Gipfel

kurz vor Monatsende käme zu spät, prognostizieren übereinstimmend

Diplomaten. Im Grunde müsse eine Einigung auf Beamtenebene bis zur

Eurogruppen-Sitzung nächsten Donnerstag her. Insofern kommt es auf

die nächsten Tage an - und darauf, wie viel Geduld die griechischen

Bankkunden aufbringen, bevor sie nervös werden und damit anfangen,

Schalter und Automaten zu stürmen.

OTS: Börsen-Zeitung

newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377

newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!