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31.03.2015 20:50:40

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Börsen-Zeitung: Der geschenkte Boom, Kommentar zum Arbeitsmarkt von

Stephan Lorz

Frankfurt (ots) - Eine Erfolgsmeldung vom Arbeitsmarkt jagt

derzeit die nächste: Die Arbeitslosigkeit in Deutschland sinkt unter

die Schwelle von drei Millionen Personen. Seit 24 Jahren war sie im

März nicht mehr so niedrig. Das dürfte das Wirtschaftswachstum weiter

befeuern. Zumal die deutsche Konjunkturlokomotive nicht mehr allein

vor sich hin dampft. Inzwischen stehen nämlich auch viele andere

Volkswirtschaften in der Eurozone unter Dampf, was sich dort

ebenfalls auf dem Arbeitsmarkt niederschlägt: Die Arbeitslosenquote

im Währungsraum ist auf das Niveau vom Mai 2012 gesunken. Noch eine

Erfolgsmeldung, also.

Die Entwicklung macht Hoffnung, dass sich der Aufschwung im

Währungsraum verfestigt, sich wieder Zukunftshoffnungen breitmachen

und die lähmenden Abstiegsängste vertreiben. Denn die höhere

Beschäftigung entlastet den Staat und die Sozialversicherungen, was

die Konsolidierung erleichtert und Spielraum für Wachstumsinitiativen

gibt. Von den heilsamen Wirkungen einer größeren Binnennachfrage

durch mehr Beschäftigung und der eines besseren Investitionsklimas

durch optimistischer gestimmte Marktakteure ganz zu schweigen.

Also alles eitel Sonnenschein? Mitnichten. Zum großen Teil fußen

die heute gefeierten Erfolge in Deutschland und in der Eurozone

nämlich auf Sonderentwicklungen, die keine Folge aktiven Handelns

europäischer Regierungspolitik sind, sondern eher einem Glücksfall

gleichen. Da sind die gesunkenen Benzinpreise, die wie ein

fremdfinanziertes Konjunkturprogramm wirken. Diese Entwicklung ist

rein geopolitischer Natur. Der Impuls lässt inzwischen auch nach. Und

der durch die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank künstlich

geschwächte Euro, der den Export beflügelt, ruft allenfalls einen

Strohfeuereffekt hervor. Dieser hält nur so lange an, wie sich die

anderen Währungsräume die Geldpolitik der EZB gefallen lassen und

nicht selber nachziehen.

Zudem sollte zu denken geben, dass Deutschland trotz dieser

günstigen Bedingungen offenbar nicht mehr als 2% Wachstum an den Tag

legen kann, wie Ökonomen erwarten. Rechnet man die Sondereffekte dann

heraus, wird schnell klar, dass es hierzulande schlicht an den

nötigen Reformimpulsen fehlt, um die aktuelle Dynamik

aufrechterhalten zu können. Anders sieht es da etwa in Spanien und

Portugal aus. Sie haben die besten Voraussetzungen für ein

nachhaltiges Wachstum, weil sie auch von den Reformen zehren, die sie

seit 2011 umsetzen. Berlin sollte sich in seiner Reformpolitik an

ihnen ein Beispiel nehmen.

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