10.06.2015 20:56:39

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Börsen-Zeitung: Das Undenkbare denken, Kommentar zu den Sparkassen von

Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots) - 237 Jahre sind vergangen, seit in Hamburg die

"Ersparungsclasse der Allgemeinen Versorgungsanstalt" als erste

Sparkasse überhaupt gegründet wurde. Immerhin 40 Jahre ist es her,

dass die regionalen Sicherungseinrichtungen der Sparkassen,

Landesbanken und Landesbausparkassen einen Haftungsverbund bildeten.

Doch hat die Organisation nicht nur eine lange Tradition. Mit einem

Geschäftsvolumen nicht weit unter 3 Bill. Euro und fast 350.000

Beschäftigten ist sie nationaler Branchenchampion und obendrein je

nach Kriterium die größte oder eine der größten Finanzgruppen der

Welt. Sie ist, bei allen Problemen, die in den besten Großfamilien

vorkommen, unterm Strich erfolgreich. Und steht nun vor dem Zerfall?

"Gemach, gemach", sagen Sie? Das sagen vor allem auch die meisten

Mitglieder der Gruppe selbst. Und in der Tat scheint deren

Auseinanderbrechen als Folge des Streits zwischen dem

westfälisch-lippischen Verband und dem Rest über das neue

Sicherungssystem ja weit weg zu sein; die Westfalen - durch die

WestLB einschlägig vorbestraft - wollen ihre Haftung bei einer

etwaigen weiteren Landesbank-Schieflage deckeln. Man sollte dennoch

allmählich anfangen, das Undenkbare zu denken. Denn so einfach wäre

es eben nicht, dass sich eine Region, die - so der Verbandspräsident

aus einem anderen Gefilde - mit ihrem "Egotrip" längst allen anderen

auf den Keks geht, aus der Solidargemeinschaft verabschiedet, und die

verbleibenden 345 Sparkassen mit ihren acht Landesbanken und den LBS

machen weiter, als wäre nichts gewesen.

Nein, das Ausfransen des Verbundes hätte Konsequenzen über die

direkt betroffenen 70 westfälisch-lippischen Institute hinaus, etwa

für die Refinanzierung aller Gruppenmitglieder. Denn der

Familienkrach wirft grundsätzliche Fragen auf, wie es ganz allgemein

um den Zusammenhalt der Gemeinschaft mit dem HKS-13-roten "S"

bestellt ist und ob manche regulatorischen Vorteile, die Verbünden

nach teilweise mühsamen Verhandlungen gewährt wurden, auf Dauer

gerechtfertigt sind. Würden sie einkassiert, wären neben den

Öffentlich-Rechtlichen auch die Kreditgenossen gelackmeiert.

Aufseher, Regulatoren, Politiker, Ratingagenturen und alle, denen das

deutsche Dreisäulensystem schon immer lästig war, verfolgen das

Schauspiel daher mit höchstem Interesse. Wie zu hören ist, zeigen

sich zunehmend auch Firmenkunden verunsichert.

In Westfalen-Lippe, wo man einen feinsinnigen Humor hat, wird am

17. Juni, dem ehemaligen Tag der Deutschen Einheit, entschieden. Da

steht dann nicht nur Lippe auf der Kippe.

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