14.02.2019 20:26:40

OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Bruchlandung, Kommentar zu Airbus von ...

Börsen-Zeitung: Bruchlandung, Kommentar zu Airbus von Stefan Kroneck

Frankfurt (ots) - Wenige Wochen vor dem Wechsel an der

Konzernspitze musste Airbus eingestehen, mit dem A380-Geschäftsmodell

gescheitert zu sein. Die Bruchlandung mit dem Großraumflugzeug

zeichnete sich ab. Das Neugeschäft stockte seit langem. Der Bedarf

der Airlines war längst gedeckt. In seinem anfänglichen Überschwang

schätzte das Management das Marktpotenzial viel zu hoch ein. Die

Fehlplanung trug den Keim des Debakels in sich. Statt kalkulierten

1235 Stück als Gesamtabsatz bestellten die Luftfahrtgesellschaften

nur 313.

Für viele Airlines ist der schwere A380 unwirtschaftlich. Das Aus

des Prestigefliegers war damit nur noch eine Frage der Zeit. Als nun

auch noch der Großabnehmer Emirates absprang und Folgeaufträge

umschichtete, zog der scheidende Konzernchef Tom Enders die

Reißleine.

Dabei hätte er das schon vor Jahren tun können. Als Finanzchef

Harald Wilhelm, der im April als CFO zu Daimler wechselt, im Dezember

2014 auf einer Investorenkonferenz in London die Tragfähigkeit der

Baureihe öffentlich in Frage stellte, hätte das ihm fast das Amt

gekostet.

Wilhelm schenkte aber seinerzeit den Anlegern wenigstens reinen

Wein ein, während andere Konzernmanager immer noch gute Miene zum

bösen Spiel machten - einschließlich Enders. Eine Neumotorisierung

wurde ad acta gelegt, als sich für die Triebwerkhersteller

abzeichnete, dass dafür schlichtweg keine ausreichende Nachfrage

bestand. Enders und seine Mannschaft spielten auf Zeit in der

Hoffnung, dass irgendwann die Nachfrage wieder anzieht. Dadurch

verlor Airbus aber viel wertvolle Zeit, um eine Lösung für die

Dauerbaustelle zu finden. Der A380, der über 12 Mrd. Euro an

Entwicklungskosten verschlang, sorgte unter dem Strich für einen

hohen Verlust.

Positiv an dem Desaster aus Sicht der Anleger ist nur, dass jetzt

endlich Klarheit herrscht. Sie reagierten deshalb erleichtert. Das

lag auch daran, dass die A380-Belastung mit 463 Mill. Euro noch

relativ überschaubar ist. Mancher befürchtete höhere Mehrkosten.

Airbus steckt das ruhmlose Kapitel gut weg. Erleichtert wird dies

dadurch, dass die Geschäfte mit dem modernen Mittelstreckenflugzeug

A320neo und dem neuen Langstreckenmodell A350 gut laufen. Trotz der

A380-Krise konnte Airbus mit einem deutlichen Gewinnzuwachs die

Analystenschätzungen übertreffen.

Wenn Guillaume Faury im April den CEO-Posten übernimmt, muss

dieser sich nun wenigstens mit einer Last weniger herumschlagen.

Baustellen hat Airbus aber noch genug.

OTS: Börsen-Zeitung

newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377

newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!