18.11.2016 20:35:39

OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Auf dem Weg zur Parität, ein ...

Börsen-Zeitung: Auf dem Weg zur Parität, ein Marktkommentar von Kai

Johannsen

Frankfurt (ots) - Auf den überraschenden Sieg von Donald Trump bei

den US-Präsidentschaftswahlen haben die Märkte zunächst mit einiger

Verunsicherung reagiert. Am Tag nach der Wahl waren - wie in solchen

Phasen erhöhter Unsicherheit in der Vergangenheit schon öfter zu

beobachten war - die üblichen Verlaufsmuster an den Märkten zu

registrieren. Zunächst einmal raus aus den risikobehafteten Assets.

Schließlich weiß ja keiner, was da auf einen zukommt - nach den

Aussagen Trumps während des Wahlkampfes, die bei manchem Beobachter

schon so einiges Stirnrunzeln auslöste, um es mal milde zu

formulieren. Des Weiteren suchten die Anleger wiederum ihr Heil in

den sicheren Häfen. Sichere Staatspapiere waren gefragt, genauso wie

Gold. Schnell beruhigte sich die Situation an den Märkten aber, und

zwischen risikobehafteten Assets und den sicheren Anlagen waren die

umgekehrten Ströme zu beobachten.

Und was machte Amerikas Devise? In der ersten Phase der

Unsicherheit schwächte sie sich ab. Es gab einen Sprung von knapp

drei US-Cent im Vergleich zur Gemeinschaftswährung, d.h. der Euro

wertete auf. In den folgenden knapp anderthalb Wochen - auch unter

dem Einfluss gemäßigterer Trump-Töne, wenn man denn schon von solchen

Klängen des künftigen US-Präsidenten sprechen will - wertete der

Dollar kräftig auf.

Unmittelbar nachdem die Wahlergebnisse bekannt wurden, sprang der

Euro in Riesensätzen nach oben, und zwar bis auf 1,1299 Dollar in der

Spitze am Tag nach der Wahl. Bis zum Freitag der abgelaufenen Woche

vollzog der Greenback dann eine Aufwertung bis auf 1,0570 Dollar. Das

sind immerhin 6,5 Prozent in sieben Handelstagen - ein stattlicher

Spurt. Man möchte meinen, dass die Parität zur Gemeinschaftswährung

noch vor dem Monatsende greifbar ist. Aber man sollte eher eine

Beruhigung der Aufwertungsbewegung mit einkalkulieren, auch wenn eine

Bewegung in Richtung Parität verständlicherweise nicht auszuschließen

ist. An den Märkten ist ja auch nicht auszuschließen, dass die

zehnjährige Bundrendite noch mal ins Minus fällt; das kurze Ende der

Bundkurve, d.h. der zweijährige Bereich, ist bereits wieder tiefer im

Minus, hat die "Trump-Effekte" schon wieder egalisiert, den Weg der

Renditen also wieder ein wenig vorgezeichnet.

Für den Dollar, die US-Kapitalmarktzinsen und damit auch die

Zinsdifferenz zu Europa, bei Währungen speziell zu den kurzfristigen

Bundestiteln, hängt in den nächsten Wochen viel von diversen Faktoren

und Fragestellungen ab und damit natürlich auch von der Rhetorik, mit

der Donald Trump diese Aspekte begleiten wird. An den Märkten stellt

man sich darauf ein, dass die Fiskalpolitik in den USA für die

Kapitalmarktzinsen zu einem entscheidenderen Faktor wird, als das

bislang der Fall war, und dass die Geldpolitik damit ein Stück weit

in den Hintergrund rückt.

Noch hält Fed-Chefin Janet Yellen an ihrem Kurs fest und betont,

dass ein Zinsschritt im nächsten Monat durchaus nicht vom Tisch sei.

Aber die Dollar-Aufwertung könnte das durchaus zunichtemachen,

schließlich wirkt sie ja bereits wie ein Zinsschritt, und die

US-Notenbank wird die Aufwertung - wenn sie denn weitergeht - nicht

noch über eine restriktivere Geldpolitik befeuern wollen. Denn das

war in der Vergangenheit schon zu beobachten. Man erinnere sich an

den Schwenk der Europäischen Zentralbank (EZB) hin zum Quantitative

Easing (QE), die den Euro abwertete. Ein weiterer Faktor, der die Fed

schon zum Abwarten veranlasste, waren die Verzerrungen in

Schwellenländern. Auch heute haben Emerging Markets ziemlich zu

kämpfen.

Dreh- und Angelpunkt wird sein, wie der Konjunkturstimulus in den

USA letzten Endes aussehen wird und vor allem wie er finanziert wird.

Daneben bleibt natürlich immer noch die Frage, ob die Republikaner

Trumps Vorhaben so mitmachen werden, wie Trump es sich vorstellt.

Kommt es tatsächlich zu einer kreditfinanzierten

Konjunkturstimulierung, die womöglich auch greift, sollte sich die

Dollar-Stärke fortsetzen. Das würde ein Stück weit die Geldpolitik

konterkarieren, da weitere Zinsanhebungen den Prozess der Aufwertung

nur noch antreiben würden. Umgekehrt spielt der schwächere Euro der

EZB in die Hände. Noch wird auf eine Ausweitung von QE gesetzt, doch

an den Märkten sollte sich dann im Verlauf von 2017 immer mehr die

Erkenntnis durchsetzen, dass nochmalige QE-Ausweitungen wohl nicht

mehr folgen werden.

Doch wann wird die Fed zum Handeln gezwungen sein? Das wird dann

der Fall sein, wenn die kreditfinanzierten Konjunkturprogramme auch

die Inflationsentwicklung antreiben. Ungeachtet eines stärkeren

Dollar oder sogar einer Parität zum Euro muss die Fed dann

eingreifen.

OTS: Börsen-Zeitung

newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377

newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!