20.02.2015 20:20:49

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Börsen-Zeitung: Atempause für den Dollar, Marktkommentar von Stefan

Schaaf

Frankfurt (ots) - Bergleute und Anleger verbindet die Unklarheit

darüber, was vor ihnen liegt. Bei allen Modellen und Prognosen:

niemand weiß wirklich, was beim nächsten Schritt passieren wird. Vor

der Hacke ist es dunkel, sagt der Bergmann. Der Investor spricht von

Unsicherheit - und meint so ziemlich das Gleiche. Doch zuletzt gab es

ein Investment, das als sichere Wette erschien: die unaufhaltsame

Aufwertung des Dollar. Der Rally ist allerdings die Luft ausgegangen,

die US-Währung hat sich zu Euro und Yen, den beiden anderen wichtigen

Weltwährungen, jüngst weitgehend stabil gehalten - und das nicht nur

im Vergleich zur Rally der vergangenen Monate. Der Euro verharrte

deutlich über seinen Tiefs, die er nach Bekanntgabe der Anleihekäufe

der Europäischen Zentralbank (EZB) erreicht hatte. Und das trotz der

drohenden Eskalation im griechischen Schuldenpoker.

Dabei waren die Argumente für eine Dollar-Aufwertung

überwältigend, die Marktreaktion eindeutig: Seit Anfang 2014 hat der

Greenback zu einem Korb von sechs anderen wichtigen

Industrieländer-Währungen - gemessen im Dollar-Index - rund 18%

aufgewertet.

Divergenz der Zinsen

Zum Euro, der den Währungskorb dominiert, beträgt das Minus in

diesem Zeitraum ebenfalls rund 18%. Zur Erinnerung: Im Mai 2014

wurden noch fast 1,40 Dollar pro Euro gezahlt, aktuell sind es noch

gut 1,13 Dollar. Nicht viel anders sieht es für den Yen aus. Das

Hauptargument für die Dollar-Rally war die wachsende Zinsdivergenz

zwischen den Vereinigten Staaten auf der einen Seite sowie der

Eurozone und Japan auf der anderen Seite. Dahinter steht die Erholung

der US-Wirtschaft, während die alternden Gesellschaften in Japan und

Europa mehr oder weniger nur noch wirtschaftliche Stagnation zustande

bringen. Ausdruck der divergierenden ökonomischen

Fundamentalsituation war die Erwartung steigender US-Leitzinsen

irgendwann zwischen Juni und Jahresende. Zugleich standen -

jedenfalls in der Wahrnehmung vieler Marktteilnehmer - die Zeichen

auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik in Japan und der Eurozone

und der mit ihr eng verbundenen Volkswirtschaften wie Schweden oder

Polen.

Kommen die 1,20 wieder?

Dennoch ist die Dollar-Rally zuletzt weitgehend zum Stillstand

gekommen. Während manche Analysten sich angesichts eines

konjunkturellen Silberstreifs für die Eurozone bereits Gedanken über

eine Trendwende machen und überlegen, wann der Euro wieder bei 1,20

Dollar stehen könnte, spricht die Mehrheit der Experten eher von

einer Atempause, die der Dollar in seiner Aufwärtsbewegung einlegt.

Für beides gibt es Argumente. Die Unentschlossenheit erhöht die

Unsicherheit. Ausdruck dafür ist die Volatilität, die nach der

Bekanntgabe der EZB-Käufe im Januar hochgeschossen ist und auf dem

Niveau verharrte. Der von der Deutschen Bank berechnete

Devisen-Volatilitätsindex CVIX notiert aktuell bei rund 11,4 Punkten.

Vor der EZB-Ankündigung einer quantitativen Lockerung lag er nur bei

rund 9,5 Punkten, im Sommer vergangenen Jahres nur bei rund 5

Zählern. Kein Zweifel: Die Nervosität am Devisenmarkt ist aktuell

hoch.

Yellen muss sich äußern

Das ist auch kein Wunder. Schließlich gibt es eine ganze Menge

Akteure am Markt, die bereits für Juni die erste Zinserhöhung der

US-Notenbank erwarten. In diesem Fall müsste die Federal Reserve

schon bald mit der entsprechenden Kommunikation beginnen. In der

neuen Woche steht die Anhörung von Fed-Chefin Janet Yellen im

US-Parlament bevor. An den Märkten ist noch gut in Erinnerung, dass

ihr Vorgänger Ben Bernanke das Auslaufen der quantitativen Lockerung

im Parlament in einem Nebensatz ankündigte.

Zweifel am Juni-Termin

Zur Unruhe am Markt trägt jedoch auch Skepsis über einen frühen

Termin für die US-Zinserhöhung bei. Insbesondere das jüngste

Sitzungsprotokoll der Federal Reserve, das am vergangenen Mittwoch

veröffentlicht worden war, ließ Zweifel am Juni-Termin wachsen. Viele

Sitzungsteilnehmer sprachen sich für eine Verlängerung der

Nullzinspolitik aus, da ein verfrühter Zinsschritt die sich erholende

US-Konjunktur belasten könnte, zumal der gesunkene Ölpreis die

Inflationsrate drückt. Die Fed-Sitzung fand jedoch vor der

Veröffentlichung von starken US-Arbeitsmarktdaten für Januar statt,

so dass die moderaten Töne schon bald wieder abklingen könnten. Die

Volatilität bleibt hoch, auch für Dollar-Bullen ist es dunkel vor der

Hacke.

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