16.07.2014 20:49:47
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Börsen-Zeitung: Alte Zöpfe, Kommentar zu Apple von Sebastian Schmid
Frankfurt (ots) - Nach anfänglicher Zurückhaltung tut sich
Apple-CEO Tim Cook immer leichter, alte Zöpfe abzuschneiden. Nach der
Einführung einer Dividende und zahlreichen Vorstandswechseln hat er
nun eine alte Feindschaft zu den Akten gelegt. Die strategische
Partnerschaft mit IBM ist dabei nicht aus der Not geboren. Der
Konzernchef dürfte einfach kühl Kosten und Nutzen gegengerechnet
haben und so zu dem Schluss gekommen sein, dass eine Zusammenarbeit
Sinn ergibt.
Wo liegen die Vorteile für Apple? Big Blue wird iPhones und iPads
künftig über die eigene Verkaufsmannschaft direkt vertreiben. Damit
erhält der Konzern aus Cupertino Zugang zu einem komplett neuen
Distributionskanal, der sich in Reichweite und Art der
Kundenbeziehungen fundamental vom auf Endverbraucher ausgerichteten
eigenen Vertrieb unterscheidet. Anreize für den iPhone-Vertrieb
werden IBM-Mitarbeiter schon bald zahlreiche haben. Gemeinsam mit
Apple entwickelt der IT-Dienstleister über 100 Applikationen für
diverse Branchen und Spezialeinsatzgebiete.
Apple dürfte hoffen, so endlich auch in bislang schwer
zugänglichen Sektoren wie der Finanzindustrie stärker Fuß zu fassen.
Bislang gibt es hier - trotz steigender iPhone-Nutzung - noch immer
eine loyale Blackberry-Fangruppe. Diese erfüllt gleich zwei
Kriterien, die Apple auch bei den eigenen Kunden schätzt: eine hohe
Markentreue und eine weit überdurchschnittliche Finanzkraft.
Denn allen Unkenrufen zum Trotz hat sich Apples Festhalten an der
noch von Steve Jobs ausgerufenen Hochpreisstrategie im
Smartphone-Markt bis heute bewährt. Zwar hatte Samsung vergangenes
Jahr zeitweise fast genauso hohe Gewinne im Mobiltelefongeschäft
eingefahren. Mittlerweile hat sich das Blatt aber wieder gewendet. Im
ersten Quartal kam Apple wieder auf knapp zwei Drittel der Gewinne
der gesamten Smartphone-Industrie. Vergangene Woche sprach Samsung
für das abgelaufene Vierteljahr zudem eine Gewinnwarnung aus,
speziell wegen des Preiskampfes bei Smartphones. Der Abstand dürfte
damit weiter steigen.
Statt, wie von Analysten vergangenes Jahr gefordert, in den
Preiskampf der Einstiegs- und Mittelklassegeräte einzusteigen, setzt
Apple, wie der IBM-Deal zeigt, weiter auf die Smartphone-Oberklasse.
Das dürfte dem iPhone-Konzern zwar weniger Absatzwachstum bringen.
Die traditionell hohe Profitabilität wird aber auch nicht gefährdet.
Und das ist ein alter Zopf, den sicher die wenigsten Anleger
abschneiden wollten.
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