02.01.2020 20:32:41

OTS: Börsen-Zeitung / Bitterer Nachgeschmack, Kommentar zu Airbus von Gesche ...

Bitterer Nachgeschmack, Kommentar zu Airbus von Gesche Wüpper

Frankfurt (ots) - Es war ein Wettkampf, den sich die Kontrahenten stets am Ende

des Jahres lieferten - ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das Beobachter in Atem hielt.

Eigentlich. Denn diesmal stand der Sieger schon seit langem fest, da Boeing

ihren Kassenschlager seit dem im März verhängten Flugverbot für die 737 Max

nicht mehr ausliefern darf. Deshalb ist es keine Überraschung mehr, dass Airbus

den Erzrivalen aus den USA von den Auslieferungen her als weltweit größter

Flugzeugbauer mit deutlichem Vorsprung wieder abgelöst hat, nachdem die

Amerikaner 2018 noch knapp vorn lagen. Um genau beurteilen zu können, wie gut

Airbus selber 2019 wirklich produziert hat und wie hoch der Anteil der 2018 von

Bombardier in A220 umbenannten C-Series ist, bedarf es jedoch detaillierterer

Zahlen. Diese werden erst Ende nächster Woche erwartet.

Auch bei den Bestellungen zeichnet sich ein deutlicher Vorsprung für den

europäischen Flugzeugbauer ab. Einen solchen Doppelsieg hatte er zum letzten Mal

2011 eingeflogen. Doch so richtig freuen dürfte er sich darüber nicht, da sein

US-Konkurrent eine der schwersten Krisen - wenn nicht gar die schwerste - seit

seiner Gründung durchlebt. So wie eine wenn auch selbstverschuldete Verletzung

des Gegners die Freude eines Siegers bei einem Sportwettbewerb trübt, dürfte

auch für Airbus ein bitterer Nachgeschmack bleiben, da das Debakel um die 737

Max der gesamten Branche schadet.

Der Erfolg bei den Auslieferungen und Orders darf nicht darüber hinwegtäuschen,

dass auch Airbus vor Herausforderungen steht. So muss der Konzern die

Lieferverzögerungen, zu denen es beim A321neo mit der neuen

Cabin-Flex-Kabinenausstattung kommt, in den Griff bekommen, um Kunden nicht

weiter zu verärgern. Zudem muss Airbus die Erhöhung der gesamten A320-Produktion

meistern; sie soll bis Mitte 2021 auf 63 Exemplare pro Monat gesteigert werden.

Nicht zuletzt stehen auch noch die Ergebnisse der Korruptionsermittlungen aus.

Boeing steht jedoch vor weit existenzielleren Entscheidungen. Der Konzern muss

nicht nur das Debakel um die 737 Max und die damit einhergehenden

Produktionsprobleme sowie Verzögerungen bei der Entwicklung des 777X-Programms

in den Griff bekommen und das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückgewinnen. Er

muss auch entscheiden, ob er nun in ein komplett neues Flugzeugprogramm

investiert. Dabei muss aber wieder die Sicherheit im Vordergrund stehen, nicht

Kostensenkungen. Dass Kostendruck im Flugzeugbau fatal sein kann, hat die 737

Max gezeigt.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/30377/4482597

OTS: Börsen-Zeitung

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!