12.10.2020 20:30:38
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Ausgang offen, Kommentar zur Digitalsteuer von Angela Wefers
Frankfurt (ots) - Die Steuerexperten von 137 Ländern haben zusammen mit der OECD
ein einstimmig verabschiedetes Konzept zur Neuordnung der
Unternehmensbesteuerung im Digitalzeitalter auf den Tisch gelegt. Angesichts der
Coronakrise, der Spannungen im Welthandel und der Vorbehalte im Heimatland der
Tech-Giganten, den USA, ist dies allein bemerkenswert. Der Zeitplan indessen
wird nicht eingehalten. Der ursprünglich zum Jahresende geplante politische
Abschluss des Projekts schiebt sich nun weit in das Jahr 2021 hinein.
Optimisten sehen darin nur eine kleine Verzögerung. Realistisch betrachtet sind
aber die entscheidenden Hürden beim Projekt Digitalsteuer noch zu nehmen. Denn
die Schätzung der OECD, dass die Neuregelung zu einem zusätzlichen
Steueraufkommen von bis zu 102 Mrd. Dollar weltweit führen kann, ist ein reines
Zahlenspiel.
Politisch ist sie geschickt. Sie baut auf die Begehrlichkeit der Finanzminister,
ihre Einnahmen zu mehren und so am Ball zu bleiben. Tatsächlich beruht die
Auswirkungsstudie mit Blick auf die Digitalsteuer aber auf einer Vielzahl von
Annahmen: über Größe und Branche der erfassten Unternehmen, die Höhe des
besteuerten Residualgewinns und den Steuersatz. Auch bei der Mindestbesteuerung
ist der Steuersatz noch offen. Diese Stellschrauben im System entscheiden über
Gewinner- und Verlierer-Länder bei diesem Projekt. Bislang gibt es nur die
Tendenzaussage, dass Investment-Drehscheiben zu den Verlierern gehören und die
Gewinner sich über Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländer verteilen. Die
Erfahrung von Finanzreformen im kleinen föderalen Deutschland zeigt: Zugestimmt
wird erst, wenn die Zahlen klar sind und jeder sich als Sieger fühlt.
Obwohl die Wirtschaft nicht zu Unrecht Doppelbesteuerung fürchtet, ist das
Projekt dennoch im ihrem Interesse. Das Streben vieler Staaten, große
Tech-Firmen wie Amazon, Google oder Facebook auf den Absatzmärkten zu besteuern,
hat zu einer Vielzahl nationaler Varianten geführt. Meist setzen sie - mangels
besserer Ideen - am Umsatz an und sind eine echte Zusatzlast. Digitalfirmen
haben in ihren Absatzmärkten oft keine Betriebsstätten, an die die
Gewinnbesteuerung bislang anknüpft. Wächst der Anteil der Digitalfirmen, geht
kein Weg daran vorbei, das internationale Steuerkonzept der neuen Lage
anzupassen, soll es nicht zerfasern.
Das OECD-Projekt bleibt beim bewährten Konzept der Gewinnbesteuerung und liefert
eine brauchbare Blaupause. Nur so ist der Wildwuchs nationaler Digitalsteuern zu
stoppen.
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