18.07.2022 20:29:38

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Atemübung, Kommentar zu den großen US-Banken von Anna Sleegers

Frankfurt (ots) - Wie gewonnen, so zerronnen - der Gedanke drängt sich beim

Blick auf die Quartalszahlen der US-Banken auf. Wo binnen Jahresfrist noch

sprudelnde Erträge im Investment Banking für Rekordgewinne sorgten, herrscht nun

Tristesse. Bereits in der vergangenen Woche hatte J.P. Morgan Chase einen

Rückgang des Nettohalbjahresgewinns um 35 Prozent ausgewiesen, Morgan Stanley um

19 Prozent und Citigroup um 37 Prozent. Am Montag setzten Goldman Sachs (minus

44 Prozent) und Bank of America (minus 34 Prozent) das Trauerspiel fort. Die

Profitabilität der US-Banken hat ihren Zenit vorerst überschritten.

Im Unternehmenssektor hat es sich wegen des sich verschiebenden Zinsumfelds erst

einmal weitgehend ausfusioniert, was vor allem die Investmentbanker schmerzlich

zu spüren bekommen. Da niemand weiß, wie weit die Notenbanken gehen müssen, um

der mit Macht zurückgekehrten Inflation Einhalt zu gebieten, werden bis auf

Weiteres wohl nur wirklich zwingende Transaktionen umgesetzt. Wie lange dazu

noch Firmenkäufe durch Private-Equity-Fonds zählen, wird interessant zu

beobachten sein. Hier steht dem noch im Zinstief mangels lukrativer

Anlagealternativen entstandenen An­lagedruck der Fonds das Problem der Banken

gegenüber, die in der Branche üblichen Finanzierungsmodelle zu stemmen. Mit der

Rückkehr der Risikobepreisung steigt schließlich ihr Risiko, auf gehebelten

Krediten sitzenzubleiben. Die naheliegende Reaktion, mit kleinerem Hebel zu

arbeiten, schmälert die Lukrativität der Deals, so dass über kurz oder lang auch

hier mit einem Stillstand zu rechnen ist.

Die aktuellen Geschäftszahlen jedoch spiegeln diese mauen Aussichten nur zum

Teil wider. Die zweistelligen Einbrüche reflektieren in erster Linie die

Entwicklung der Risikovorsorge. Hatten die fünf großen Wall-Street-Banken im

ersten Halbjahr 2021 dank der unerwartet schnell eingetretenen

Konjunkturerholung nach dem Coronaknick noch insgesamt 13,4 Mrd. Dollar an

Rückstellungen aufgelöst, legten sie in den ersten sechs Monaten dieses Jahres

mit 6,4 Mrd. Dollar fast die Hälfte davon wieder auf die hohe Kante, um sich

gegen den mit zunehmender Rezessionsgefahr und steigender Inflation

wahrscheinlicher werdenden Anstieg der Kreditausfälle zu wappnen. Diese Art der

Atemübung ist bei jeder sich anbahnenden Krise besonders in den USA zu

beobachten. Sie kann die Auswirkung externer Schocks auf den Aktienkurs mildern

und damit die Gefahr eines technisch getrie­benen Ausverkaufs reduzieren. Genau

darum dürfte es den US-Banken­ gehen.

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