15.02.2022 20:46:38
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400000 Luftschlösser, Kommentar zum Immobilienmarkt von Karin Böhmert
Frankfurt (ots) - Das Versprechen von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck
(Grüne), bundesweit 400000 neue Wohnungen pro Jahr entstehen zu lassen, ist ein
Reizthema. Fachleute reiben sich die Augen, wie das plötzlich gelingen soll.
Laut dem Gutachten des Zentralen Immobilienausschusses (ZIA) sind im vergangenen
Jahr 316000 Wohnungen gebaut worden, was nur ein Anstieg um 3 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr ist. Wegen der langen Bauzeiten sei das Ziel von jährlich
400000 neuen Wohnungen in dieser Legislaturperiode kaum erreichbar, sondern erst
nach 2025, sagt der Mitautor des Gutachtens, Harald Simons.
Die Aufgabe, die sich die Regierung mit dem Versprechen vorgenommen hat, ist
angesichts der vielen Hürden immens, die nun überraschend flugs beseitigt
werden sollen: Planungs- und Genehmigungsverfahren sollen beschleunigt, die
Verwaltung digitalisiert und natürlich die Bürokratie abgebaut werden. Das hat
man alles schon mal gehört. Selbst wenn das gelingen und zur Beschleunigung von
Bauvorhaben führen sollte, sind neue Auflagen zu erfüllen - etwa zum Erreichen
der Klimaschutzziele energieeffiziente, aber teure Heizungsanlagen,
umfangreiches Dämmen oder Solarpflicht auf Dächern. Schließlich ist das
Regulierungsfieber, Stichwort Mietendeckel, bundesweit nicht abgekühlt.
Lässt Habeck somit Luftschlösser bauen? Um "Schlösser" kann es sich mit Blick
auf die Preise durchaus handeln. Während die Mieten für Neuverträge 2021 um 3,7
Prozent stiegen, kletterten die ohnehin schon hohen Preise für
Eigentumswohnungen um 14,3 Prozent. Dies sei durchaus beängstigend, erklären die
Gutachter, die vor Käufen warnen, da keine Rendite zu erreichen sei. Der Effekt
dieser Preisspirale ist bereits sichtbar: Es werden nur noch immer kleinere
Wohnungen gebaut oder bei Größen über 100 qm gibt es einen Aufschlag auf die
Miete oder den Preis. Vor 15 bis 20 Jahren hätten 60 bis 80 Prozent der
Neubauwohnungen über vier und mehr Räume verfügt. Heute seien es nur noch 20 bis
40 Prozent und das überwiegend im sehr hochpreisigen Segment, berichtet Simons.
Für Familien erscheint es nicht mehr tragbar, auf 60 oder 80 qm ehemaligen
Single-Wohnungen zu leben, und sie ziehen aufs Land, wo die Preise anziehen,
während die Städte veröden.
Kann das Platzen einer Immobilienblase die Preisspirale beenden und Wohnraum
bezahlbar machen? Die Experten wollen eine Blase nicht herbeireden, doch die
Zinsentwicklung könnte eine Korrektur einleiten. Oder Habeck lässt tausende
"bezahlbare" kleine "Schuhschachteln" bauen, um sein Versprechen einzulösen.
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