23.04.2014 21:13:59

Ostthüringer Zeitung: Gesprächsangebot zum Mindestlohn/ Gewerkschaftsbund rechnet mit einigen Betriebsschließungen, wenn Hungerlöhne nicht mehr erlaubt sind.

Gera (ots) - Selbst der Deutsche Gewerkschaftsbund hält es für möglich, dass einige Betriebe wegen des gesetzlichen Mindestlohns in ihrer Existenz bedroht sind. "Wahrscheinlich müssen etliche der besonders schlecht zahlenden Firmen sogar aufgeben", vermutet Sandro Witt, Vizevorsitzender des DGB Hessen-Thüringen. Das seien dann genau jene, die eigentlich nicht marktfähig sind und sich nur aufgrund von Hungerlöhnen im Geschäft halten, erläuterte Witt gestern bei einem Besuch der OTZ-Hauptredaktion in Gera. Bei größeren Unternehmen und den gut im Markt etablierten Mittelständlern seien die 8,50 Euro Stundenlohn in der Regel "kein Thema". Witt forderte Thüringer Firmen, die sich durch den gesetzlichen Mindestlohn gefährdet sehen, dazu auf, das Gespräch mit den Gewerkschaften zu suchen. "Sie werden dort mit offenen Armen empfangen", bekräftigte der 32-Jährige das Angebot. Noch sei Zeit, auch über Stufenpläne zum Erreichen des gesetzlichen Mindestlohns zu reden, sagte er. Der Gesetzentwurf des Bundes sehe eine Frist bis 2017 vor, und Gewerkschaften seien an Tarifabschlüssen immer interessiert. Der Vizechef des DGB-Bezirks, der erst im Januar in sein Amt gewählt wurde, bekannte sich zur Tarifautonomie. Eine Einigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern über die Löhne sei immer besser, als wenn der Staat Festlegungen treffe. Dennoch sei der gesetzliche Mindestlohn notwendig, sagte Witt. Alles unter 8,50 Euro pro Stunde verstoße gegen die Würde von Beschäftigten. Deshalb wende sich der DGB auch vehement gegen die von der Politik geplanten Ausnahmen. Langzeitarbeitslose und Jugendliche unter 18 sollen nicht unter die Mindestlohnregelung fallen. Das sei aus Gewerkschaftssicht eine unzulässige Stigmatisierung. Besonders ärgert Witt die Annahme, junge Leute würden auf eine Lehre verzichten, wenn sie in anderen Tätigkeiten mehr verdienen könnten. Damit werde "einer ganzen Generation unterstellt, sie würde sich geldgeil verhalten und im Zweifel nicht ausbilden lassen", so der DGB-Funktionär. Das sei Unfug. Ebenso die Befürchtung, ein Mindestlohn von 8,50 Euro würde Tausende Arbeitsplätze dauerhaft vernichten. Die Erfahrungen anderer Staaten mit Mindestlohn sprächen dagegen, sagte Witt. Die ökonomischen Auswirkungen seien viel komplexer und könnten ohnehin erst in etwa zehn Jahren umfassend beurteilt werden.

Autor: Volkhard Paczulla

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