Bieterkampf mit ams 20.08.2019 17:51:00

OSRAM-Aktie fester: Bain und Carlyle wollen wohl Gebot erhöhen

OSRAM-Aktie fester: Bain und Carlyle wollen wohl Gebot erhöhen

Die Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle erwägen Kreisen zufolge eine Erhöhung ihres Angebots für den Lichtkonzern OSRAM, sollte der österreichische Chipkonzern ams formal ein Gebot vorlegen. Die beiden Finanzinvestoren beratschlagten einen solchen Schritt derzeit mit Beratern sowie finanzierenden Banken, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montagabend unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen. Eine Entscheidung gebe es noch nicht.

Bain und Carlyle bieten aktuell 35 Euro je OSRAM-Aktie. ams will 38,50 Euro und damit rund 10 Prozent mehr für OSRAM zahlen. Allerdings verhindert derzeit eine Stillhaltevereinbarung mit OSRAM, dass die Österreicher ihr Angebot offiziell vorlegen können. Es gilt dabei als wahrscheinlich, das OSRAM diese Vereinbarung, die ein ams-Gebot bis 2020 ausschließt, noch in dieser Woche aufheben wird, um das Risiko möglicher Aktionärsklagen zu senken.

Bain und Carlyle prüfen den Kreisen zufolge auch, ob eine Erhöhung in Richtung oder auf das Niveau des ams-Gebots ausreichend sei, um die OSRAM-Aktionäre zu überzeugen. ams sowie die beiden Finanzinvestoren wollten die Informationen Bloomberg zufolge nicht kommentieren.

ams hatte sich Mitte Juli nach einem unverbindlichen Angebot wieder zurückgezogen. Damals hieß es, der Konzern sehe nach einer Evaluierung "keine ausreichende Basis" für eine Fortsetzung der Gespräche. Kurz danach teilte ams aber auch mit, dass eine Übernahme noch nicht vom Tisch sei.

OSRAM-Vorstand und -Aufsichtsrat hatten über Wochen eine Übernahme durch die US-Amerikaner favorisiert. Seit dem verbesserten ams-Gebot heißt es aus der OSRAM-Chefetage, man führe mit ams "konstruktive Gespräche über eine Zusammenschlussvereinbarung"

OSRAM steht zum Verkauf, weil der Konzern in den vergangenen eineinhalb Jahren in schwieriges Fahrwasser geraten ist. Das Unternehmen produziert mittlerweile hauptsächlich LEDs und Optoelektronik. Die wichtigsten Kunden sind Auto- und Smartphonehersteller. Da in beiden Branchen die Geschäfte derzeit schlecht laufen, ist der Beleuchtungshersteller hart getroffen.

Der Sensorenhersteller aus Graz in der Steiermark will sich den Kaufpreis bei den Banken UBS und HSBC leihen und sich anschließend über die Ausgabe neuer Aktien 1,5 Milliarden Euro frisches Kapital besorgen. ams rechnet durch die Übernahme mit Synergien von 300 Millionen Euro jährlich. Abgeschlossen werden soll die Transaktion vor Juli 2020.

Die IG Metall lehnt eine Übernahme durch ams trotz eines verbesserten Angebots ab. Die Gewerkschaftler zweifeln, dass ams ausreichend Erfahrung hat um die Komplexität des angeschlagenen Münchner Leuchtenherstellers vollständig zu durchdringen. Des Weiteren müsse sich der Wiener Sensorhersteller für die Übernahme hoch verschulden. Das sei riskant. Zudem sei nicht klar, woher die von ams erwarteten Synergien einer Übernahme kommen sollen.

Die Arbeitnehmervertreter haben dagegen keine grundsätzlichen Einwände gegen das US-Angebot. Bain Capital und Carlyle haben den Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen zugesichert. Hier hatte ams zuletzt auch ein Entgegenkommen angedeutet. Es gebe die Bereitschaft zu einer verbindlichen Vereinbarung mit Schutzklauseln und Zusagen für Mitarbeiter sowie weitere Investitionen in Deutschland.

So reagiert die OSRAM-Aktie

Sich mehrende Hinweise auf einen Bieterwettkampf um OSRAM haben dessen Aktienkurs am Dienstag auf den höchsten Stand seit fünf Monaten getrieben. In der Spitze wurden die Papiere mit 35,37 Euro gut zwei Prozent höher gehandelt. Zu Handelsschluss lag der Kurs des Lichtspezialisten noch 1,44 Prozent höher bei 35,15 Euro.

"Unabhängig vom Stillhalteabkommen könnte ams auch ein feindliches Übernahmeangebot unterbreiten", schrieb Analyst Sebastian Growe von der Commerzbank. Aus Anlegersicht seien die entscheidenden Fragen, wie stark Bain Capital und Carlyle ihr Angebot erhöhen und ob ams ihrerseits das Angebot nach oben schraubt. Alternativ könnten die Österreicher auch die Annahmeschwelle für ihr Angebot von derzeit 70 Prozent aller OSRAM-Aktien senken, um so zum Erfolg zu kommen.

NEW YORK (dpa-AFX)

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Bildquelle: OSRAM,AR Pictures / Shutterstock.com,Osram

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