18.03.2016 18:54:47
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Orphanides fordert Plan zur geordneten Euro-Abwicklung
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Ein ehemaliges Mitglied des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) betrachtet ein Scheitern des Euro offenbar als eine reale Möglichkeit. Der ehemalige Gouverneur der Zentralbank Zyperns, Athanasios Orphanides, sagte bei einer Podiumsdiskussion in der EZB, er wünsche sich kein Ende des Euro, aber sollte es dazu kommen, dann sei es wichtig, solche Pläne zu haben. "Der Euro ist eine Schönwetterwährung", sagte er.
Orphanides äußerte sich skeptisch, dass es den europäischen Gremien gelingen wird, die für mehr Wachstum notwendigen Reformen auf den Weg zu bringen. "Ich bin nicht besonders optimistisch, dass die gegenwärtigen Führer und Strukturen in der Lage sein werden den notwendigen Reformprozess in Gang zu setzen." Orphanides sprach bei einer Podiumsdiskussion in der EZB über Möglichkeiten zu einer Vervollständigung der Europäischen Währungsunion.
In der gleichen Diskussion äußerte sich ein anderer ehemaliger EZB-Offizieller sehr skeptisch zu den Möglichkeiten der EZB, die ökonomischen Probleme der Eurozone weiterhin im Alleingang zu lösen. Vitor Gaspar von Internationalen Währungsfonds (IWF), der sechs Jahre lang Generaldirektor für Forschung bei der EZB war, sagte: "Die Geldpolitik ist überlastet, die Situation ist instabil, es müssen andere Politikbereiche helfen." Die Eurozone brauche eine gemeinsame Fiskalbehörde.
Gaspar zufolge gerät das Inflationsziel der EZB aus dem Blick. "Wenn die aktuellen Abwärtsrisiken für Wachstum und Inflation eintreten, dann ist die Geldpolitik nicht mehr in der Lage, ihr Inflationsziel kurzfristig zu erreichen", sagte er. "Es gibt ein Problem mit der Verankerung der langfristigen Inflationserwartungen. Es wird erwartet, dass die Inflation für zehn Jahre unterhalb von 2 Prozent bleibt - andere Daten haben wir nicht." Die EZB habe das Problem, dass der geldpolitische Übertragungsmechanismus unsicher werde.
Die Inflation im Euroraum liegt derzeit bei minus 0,2 Prozent. Die von der EZB anvisierten knapp 2 Prozent werden seit rund drei Jahren nicht mehr erreicht. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hatte in einem am Freitag veröffentlichten Interview gesagt, dass die EZB durchaus weiter senken könne.
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March 18, 2016 13:23 ET (17:23 GMT)
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