30.10.2019 21:47:41
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Ökonomen-Stimmen zu den Beschlüssen der US-Notenbank
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die US-Notenbank Fed hat am Mittwochabend ihren Leitzins wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Weitere Zinssenkung stellte sie jedoch nicht in Aussicht. Die Einschätzungen der Ökonomen im Überblick:
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank:
"Erstaunt hat die Aussage von Fed-Chef Jerome Powell, dass die Fed derzeit nicht über eine Zinserhöhung nachdenke. Alleine die Verwendung des Wortes 'Zinserhöhung' in einem Umfeld, in dem sich die US-Wirtschaft abkühlt, ruft fast schon ein Raunen hervor. Tatsächlich reibt man sich als Volkswirt verwundert die Augen. Die US-Konjunkturrisiken sind in den vergangenen Wochen merklich gestiegen und Jerome Powell versucht Sorgen über baldige Zinserhöhungen zu zerstreuen. (...) Der Stellenzuwachs wird in Zukunft schwächer ausfallen. Damit muss aber die Fed möglicherweise weitere Zinssenkungen lancieren. Wenngleich also die Washingtoner Währungshüter im Dezember vermutlich keine fortgesetzte geldpolitische Lockerung vollstrecken, könnten weitere Zinssenkungen im kommenden Jahr notwendig werden."
Uwe Burkert, Chefvolkswirt Landesbank Baden-Württemberg (LBBW):
"Die Tatsache, dass es bereits gegen die zurückliegenden Zinssenkungen beträchtliche interne Widerstände gab, legt die Hürde für weitere solche Schritte sukzessive höher, solange die US-Konjunktur keine Zeichen eines stärkeren Einbruchs zeigt. Die jüngsten Entspannungstendenzen in Sachen Handelskonflikte und Brexit lassen der Fed nun zudem etwas Luft, um abzuwarten und die Wirkung der bisherigen Maßnahmen zu bewerten. Der nächste Zinsentscheid im Dezember dürfte daher aus heutiger Sicht nur dann eine vierte Zinssenkung in Folge bringen, falls sich die politischen Risiken wieder merklich zuspitzen sollten. Mittelfristig bleibt bei der US-Notenbank nach unserem Dafürhalten indes eine Neigung zu einer nochmaligen Lockerung der Geldpolitik bestehen, so dass wir von zwei weiteren Zinssenkungen im ersten Halbjahr 2020 ausgehen."
Thomas Altmann, Analyst QC Partner:
"Es ist Konsens, dass die Fed jetzt erst einmal vom Gaspedal geht. Die Fed wird jetzt erst mal in den Pause-Modus übergehen. Mit der heutigen Zinssenkung geht die Mid-Cycle Anpassung der Fed zu Ende. Das bringt die Fed mit ihrer angepassten Wortwahl zum Ausdruck. Fed-Zinsentscheidungen sind zwar immer große Ereignisse an der Börse. Aber nicht immer sind die Auswirkungen auf die Kurse groß. Und heute erleben wir genau so einen Tag."
Edward Moya, Analyst bei Oanda:
"Powell lieferte eine falkenhafte Zinssenkung, die die Fed trotz der enormen geopolitischen Risiken durch den Handelskrieg und den Brexit daran gebunden hat, die Leitzinsen im Dezember und möglicherweise im Frühjahr nicht zu verändern. Eine Menge könnte in wenigen Augenblicken schief gehen und dies könnte sich als großer politischer Fehler erweisen."/jsl/jkr/fba
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