18.01.2023 16:21:40

OECD: Internationale Steuerreform verspricht höhere Mehreinnahmen

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Die Reform des internationalen Steuersystems dürfte nach Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) höhere Mehreinnahmen bringen als bislang erwartet. Den neuen Schätzungen zufolge werde die vorgeschlagene globale Mindeststeuer zu jährlichen Mehreinnahmen in Höhe von rund 220 Milliarden US-Dollar weltweit führen. Das entspreche 9 Prozent der globalen Körperschaftsteuereinnahmen und gehe deutlich über die rund 150 Milliarden Dollar an jährlichen Mehreinnahmen hinaus, die die OECD zuvor für die Mindeststeuerkomponente der Reform - deren zweite Säule - veranschlagt hatte.

Das Zwei-Säulen-Konzept gebe den so genannten Marktstaaten, in denen die Konzerne ihre Geschäfte tatsächlich abwickeln, zusätzliche Besteuerungsrechte und begrenze den globalen Steuerwettbewerb mit einem Mindeststeuersatz von 15 Prozent auf Unternehmensgewinne, erklärte die Organisation. In der ersten Säule, die eine gerechtere Verteilung der Rechte der Staaten zur Besteuerung der Gewinne multinationaler Konzerne vorsieht, würden laut den neuen Schätzungen Gewinne in Höhe von etwa 200 Milliarden Dollar jährlich der Besteuerung durch die Marktstaaten unterliegen.

Bezogen auf die Zahlen von 2021 dürften sich daraus jährlich weltweite Steuermehreinnahmen von 13 bis 36 Milliarden Dollar ergeben. Das veranschlagte Gewinnvolumen sei somit deutlich höher als die 125 Milliarden Dollar, von denen zuvor ausgegangen worden sei. "Gemessen an den aktuellen Körperschaftsteuereinnahmen dürften Länder der unteren und mittleren Einkommensgruppe die größten Gewinner sein", erklärte die OECD.

Die neuen Schätzungen zu den wirtschaftlichen Effekten des Zwei-Säulen-Konzepts beruhen den Angaben zufolge auf aktualisierten Daten und berücksichtigen die Mehrzahl kürzlich vereinbarter Elemente, die in anderen Studien noch nicht berücksichtigt wurden. Die im Vergleich zu früheren Schätzungen der OECD deutlich höheren erwarteten Mehreinnahmen aus Säule eins erklärten sich aus Änderungen in der Gestaltung der Steuerreform. Eine Rolle spiele aber auch die gestiegene Ertragskraft der von der Reform betroffenen Konzerne. Höhere voraussichtliche Mehreinnahmen aus Säule zwei sind den Angaben zufolge einer Zunahme der weltweiten geringversteuerten Gewinne zuzuschreiben. Grund dafür sei unter anderem eine verbesserte Datenerfassung.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

DJG/ank/brb

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