24.06.2009 11:33:00
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OECD: EZB sollte Refinanzierungssatz weiter senken
FRANKFURT/PARIS (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) hat nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) noch Spielraum für Zinssenkungen. "Angesichts der künftig weiterhin niedrigen Inflation ist ein zusätzlicher geldpolitischer Impulse durch weitere Senkungen des Refinanzierungssatzes gerechtfertigt", schreibt die in Paris ansässige Institution in ihrem am Mittwoch veröffentlichten "Economic Outlook". Gleichzeitig sollte das dann erreichte Zinsniveau - gegenwärtig beträgt der EZB-Leitzins 1,00% - laut OECD für längere Zeit festgeschrieben werden.
Zudem hält sie zusätzliche Maßnahmen zur Verbesserung der Kredit- und Liquiditätsversorgung in der Eurozone für erforderlich. Die OECD verweist zwar darauf, dass die EZB angekündigt habe, die maximale Laufzeit ihrer langfristigen Refinanzierungsgeschäfte von sechs auf zwölf Monate zu verlängern und für 60 Mrd EUR gedeckte Schuldverschreibungen zu kaufen, dennoch gehen der OECD die Maßnahmen nicht weit genug. So erklärt sie, dass wegen der Verwerfungen durch die Finanzkrise die Weitergabe von Leitzinssenkungen an die Marktzinsen nur gebremst erfolge.
Beobachter verweisen allerdings darauf, dass gerade die deutliche Ausweitung der Tenderlaufzeit beim langfristigen Refinanzierungsgeschäft für einen erheblichen monetären Schub sorgen dürfte, da die Banken für ein Jahr zum historischen Niedrigzins von 1,00% Geld aufnehmen könnten. Der erste Tender dieser Art wird an diesem Mittwoch stattfinden.
Die Aufforderung an die EZB, die Geldpolitik weiter zu lockern, ist insgesamt geprägt von einer weniger zuversichtlichen Einschätzung der OECD für die Eurozone-Konjunktur in diesem Jahr. So rechnet sie damit, dass die Wirtschaft des gemeinsamen Währungsraums um 4,8% schrumpfen wird, womit die März-Prognose (minus 4,1%) noch einmal nach unten revidiert wurde. Für 2010 wird dann ein stagnierendes Bruttoinlandsprodukt (BIP) vorhergesagt (zuvor: minus 0,3%).
Nennenswerten Inflationsdruck erwartet die OECD nicht: Angesichts einer deutlichen gesunkenen Kapazitätsauslastung und eines schnellen Anstiegs der Arbeitslosigkeit sagt sie für 2009 und 2010 jahresdurchschnittliche Inflationsraten von lediglich 0,5% bzw. 0,7% voraus. Die Inflation läge damit deutlich unter der Preisstabilitätsnorm der EZB ("unter, aber nahe 2%).
Vor allem die großen Eurozone-Länder belasten nach den OECD-Schätzung die Entwicklung des Eurozone-BIP in diesem Jahr: So prognostiziert die Organisation für Deutschland und Italien ein um 6,1% bzw. 5,5% niedrigeres BIP im Vergleich zu 2008, für Frankreich und Spanien wird der Rückgang der Wirtschaftsleistung auf 3,0% bzw. 4,2% taxiert. Bis auf Spanien würden dann aber alle großen Länder 2010 wieder moderat wachsen.
-Von Peter Trautmann, Dow Jones Newswires, +49 (0) 69/297 25-313 peter.trautmann@dowjones.com DJG/ptt/apo Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de (END) Dow Jones NewswiresJune 24, 2009 05:02 ET (09:02 GMT)
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