30.10.2017 22:47:56

NRZ: Lutherjahr hat nur wenig bewirkt - von MANFRED LACHNIET

Essen (ots) - Fragt man junge Menschen nach dem Feiertag am Dienstag, so lautet die Antwort: Halloween natürlich. Dass wir wegen der 500. Wiederkehr des Thesenanschlags von Martin Luther frei haben, weiß nur ein Bruchteil. Viel lieber werden Gruselmasken für den heidnischen Brauch gekauft. Luther dürfte im Grab rotieren. Es ist nur wenig tröstlich, dass auch der Sinn des katholischen Allerheiligenfestes nur noch wenigen bekannt ist. Zwar bezeichnen sich noch knapp 60 Prozent der Menschen in Deutschland als Christen
aber die wenigsten von ihnen sind im Glauben aktiv. Insofern hat das Reformationsjahr nur wenig bewirkt. Der große Impuls ist ausgeblieben. Die Gottesdienste sind nach wie vor nur spärlich besucht; nur Heiligabend werden sie wieder Zulauf erleben. Weil's so heimelig ist. Luther hätte das geärgert. Schließlich suchte er stets den wahren Glauben, wollte eine moralische Kirche und Gesellschaft. Eine Spaltung war nicht seine Absicht. Immerhin gab es im Luther-Jahr so viel Annäherung zwischen den Konfessionen wie nie. Protestanten und Katholiken reden nicht mehr gegen-, sondern miteinander. Unglaublich, dass man das nach einem halben Jahrtausend als Erfolg werten muss. Dabei ist die Suche nach dem Sinn des Lebens so aktuell wie nie. In der immer komplexer werdenden Welt suchen die Menschen Halt und einen Kompass. Vielleicht können die Kirchen nur gemeinsam eine neue Reformation auf den Weg bringen, die den Menschen und seine Nöte und Hoffnungen in den Mittelpunkt stellt. Der katholische Mönch Martin Luther hätte das sicher gut gefunden.

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