09.04.2016 09:02:37
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NOZ: Ärztepräsident Montgomery fordert mehr Ärzte für Hochbetagte
Ärztepräsident fordert weitere Anstrengungen bei Medizinerausbildung - Pflegebeauftragter Laumann verlangt Unterstützungsangebote für betroffene Familien - "Woche für das Leben" der Kirchen startet
Osnabrück. Angesichts der rasant wachsenden Zahl hochbetagter Menschen in Deutschland fordert Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery weitere Anstrengungen bei der Ausbildung angehender Ärzte an den Universitäten. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) sagte der Präsident der Bundesärztekammer: "Obwohl wir in Zukunft mehr Ärzte brauchen, die auf die individuellen Bedürfnisse Hochbetagter spezialisiert sind, fristet die Altersmedizin an unseren Universitäten oftmals ein Nischendasein." Menschen über 85 litten in der Regel gleich an mehreren Krankheiten, erklärte Montgomery. Zugleich seien bei ihnen "ein besonderes Einfühlungsvermögen und eine noch intensivere Betreuung notwendig". Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des wachsenden Ärztemangels sei es "dringend notwendig, mehr Lehrstühle für Geriatrie zu schaffen", forderte der Ärztepräsident.
Seitens der Ärzteschaft sei man bereits aktiv geworden, sagte Montgomery: "Im Jahr 2003 wurde die Zusatz-Weiterbildung 'Geriatrie' etabliert, und im Jahr 2012 die berufsbegleitende Qualifikation 'Geriatrische Grundversorgung' entwickelt." In dieser Weiterbildungskompetenz hätten sich bereits 1423 Ärzte qualifiziert, so der Ärztepräsident.
Den speziellen Bedürfnissen sehr alter Menschen widmet sich auch die diesjährige Aktion "Woche für das Leben" der evangelischen und der katholischen Kirche, die an diesem Samstag in Mainz offiziell eröffnet wird. Bis zum 16. April finden in verschiedenen Städten Veranstaltungen statt, die den Blick speziell auf die Situation hochbetagter Menschen richten.
Auch die Regierung in Berlin beschäftigt sich mit Hochbetagten. So fordert der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), mehr Unterstützungsangebote für betroffene Familien. Im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) sagte Laumann: "Aufgrund des allgemeinen Anstiegs der Zahl der Menschen, die 90 Jahre oder älter sind, wird es natürlich auch immer mehr pflegebedürftige Hochbetagte geben. Heute wird ein Großteil der Pflege von den Ehepartnern, den Lebensgefährten und vor allem den Kindern übernommen. Doch was ist, wenn die Kinder selbst bereits nicht mehr so belastbar sind? Hier brauchen wir Unterstützungsangebote für die ganze Familie."
Das Problem der immer älter werdenden Gesellschaft ist ein globales. Vor diesem Hintergrund beklagt die Osnabrücker Hilfsorganisation HelpAge ein gewaltiges Datenproblem. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) sagte HelpAge-Geschäftsführer Michael Bünte: "Es gibt national wie international kaum Statistiken zur Situation alter oder hochbetagter Menschen. Die aber brauchen wir dringend, um den Herausforderungen der schnell alternden Weltbevölkerung gewachsen zu sein." Viele Statistiken, etwa zu bestimmten Erkrankungen, blickten nur auf Unter-50-Jährige. "Wir wissen daher in vielen Bereichen wenig oder gar nichts über die alten Menschen, was es schwer macht, ihre Probleme zu erkennen und an Lösungen zu arbeiten." Das Problem spitze sich zu: Bis zum Jahr 2050 werde sich die Zahl alter Menschen auf der Welt von jetzt rund 900 Millionen auf dann rund 2,1 Milliarden mehr als verdoppeln, warnte Bünte. Aktuell leben in Deutschland etwa 4,5 Millionen Menschen, die älter sind als 80 Jahre. Experten schätzen, dass sich die Zahl bis 2050 auf mehr als das Doppelte, etwa 10 Millionen Menschen, erhöhen wird.
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