12.06.2017 21:03:58
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Neue Westfälische (Bielefeld): Parlamentswahlen in Frankreich Macrons goldenes Händchen Peter Heusch, Paris
Bielefeld (ots) - Ist der Mann wirklich so verdammt gut oder hat
er bloß unglaublich viel Glück? Bei Emmanuel Macrons ersten und mit
traumwandlerischer Sicherheit absolvierten Schritten als Frankreichs
neuem Staatsoberhaupt sind den Medien in den letzten Wochen beinahe
die Superlative ausgegangen. Sehr viel schärfer jedenfalls hätte sich
der junge Präsident kaum von seinem Vorgänger abheben können. Während
François Hollande so ziemlich alles zu Blei gerann, was er anfasste,
scheint Macron das sprichwörtliche goldene Händchen zu haben. Dass
der 39-Jährige mit Charme und Chuzpe gesegnet ist, hatte sich bereits
vor seinem Einzug in den Elysée-Palast herumgesprochen. Doch dann
ging es ja erst richtig los. Der Nonchalance, mit der Donald Trump
das Pariser Klimaabkommen abservieren wollte, setzte der Newcomer ein
in Ironie verpacktes "so nicht" entgegen. Waldimir Putin wurde
regelrecht überfahren von der Mischung aus Herzlichkeit und
inhaltlicher Härte, mit der ihn Macron im Schloss von Versailles
empfing. Und auf dem G7-Gipfel in Sizilien trat der "französische
Kennedy" auf, als wären solch hochkarätige Treffen für ihn längst
Routine. Bestnoten für den Stil also. Und was ist mit den Inhalten?
Auf die muss man noch ein wenig warten, da Macron mit dem Regieren
ohne Parlamentsmehrheit noch gar nicht richtig anfangen kann. Schon
deswegen war seine Charmeoffensive auf dem internationalen Parkett
keineswegs frei von innenpolitischem Kalkül. "Ich kann Präsident",
lautet die Botschaft an seine Landsleute. Und sie kam an. Deswegen
werden sie ihm nun auch eine absolute Regierungsmehrheit einräumen.
Es stimmt: Bislang hat Macron alles goldrichtig gemacht. Aber er hat
in der Tat auch jede Menge Glück gehabt. Hollandes Verzicht auf eine
zweite Amtszeit etwa oder der Umstand, dass seine schärfsten
Präsidentschaftsrivalen, der konservative Spitzenkandidat François
Fillon und die Rechtsextremistin Marin Le Pen, in Affären verwickelt
wurden. Eine ungleich größere Rolle spielte aber die
Politikverdrossenheit der Franzosen und ihre Hoffnung, dass mit
Macron die Erneuerung im Land endlich möglich werden könnte. Macron
mag ein Glückspilz sein, vor allem aber verfolgt er die richtige
Strategie. Von Beginn an ging es ihm darum, den Franzosen neue
Zuversicht zu vermitteln. Und diese Zuversicht hat sich eingestellt,
weil vieles darauf hindeutet, dass Macron es mit der versprochenen
Erneuerung ernst meint. Seine aus rechten wie linken Politikern
gebildete Regierung war ein starkes Signal, ebenso die bunte Schar
der Kandidaten, die seine Partei in den Parlamentswahlkampf schickte.
Über die Kür des Stils hinaus hat der junge Präsident nicht die
Pflicht vergessen und sofort begonnen zu liefern.
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