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29.12.2014 21:12:58

Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Steigende Kosten für Eingliederungshilfe Preis der Freiheit HUBERTUS GÄRTNER

Bielefeld (ots) - Wer über Hilfen für Behinderte spricht, landet bisweilen beim Geld. Doch das ist der falsche Ansatz. Denn, daran sei erinnert: Die Tatsache, dass es in Deutschland immer mehr Menschen gibt, die wegen einer dauerhaften schweren geistigen, körperlichen oder seelischen Beeinträchtigung Anspruch auf sogenannte Eingliederungshilfen haben, ist nicht nur dem medizinischen Fortschritt zu verdanken, sondern auch dem Ende der Naziherrschaft. Unter Hitlers Terrorregime sind Behinderte zu Zigtausenden ermordet worden. Heute dagegen können viele in Ruhe alt werden. Das ist wahrlich ein Anlass, um dankbar zu frohlocken. Die jährlichen Steigerungsraten bei der Eingliederungshilfe sind also ein "Preis der Freiheit", den wir alle gerne zahlen sollten. Außerdem misst sich die Humanität einer Gesellschaft immer daran, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht. Ein Satz, der auf Flüchtlinge und Behinderte gleichermaßen zutrifft. Ebenso wahr ist allerdings auch, dass die Kommunen die Milliarden für die Eingliederungshilfe nicht mehr alleine schultern können. Hier schlummert ein bislang kaum bekannter Sprengsatz. Der Bund steht in der Pflicht, für mehr Entlastung zu sorgen. Bislang hat er sich dieser Aufgabe trickreich und beharrlich entzogen. Zu hoffen bleibt, dass sich das mit dem neuen Bundesteilhabegesetz ändern wird. Tatsache ist zudem, dass Deutschland zur Erfüllung der UN-Behindertenrechtskonvention noch einigen Nachholbedarf bei der Inklusion hat. Beim Wohnen, bei der Arbeit und auch in der Freizeit sind die Rechte der Behinderten bei weitem noch nicht alle erfüllt. Um das zu erreichen, wird wohl noch mehr Geld nötig sein als bislang. Doch das allein reicht nicht. Es ist ein allgemeines Umdenken notwendig. Für einen etwas sparsameren Einsatz der öffentlichen Mittel könnten wir sorgen, wenn wir uns ehrenamtlich mehr engagierten. Inklusion ist nicht nur etwas für Experten. Sie geht uns alle an.

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