27.01.2014 19:35:01
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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Inklusion Kalter Tod des Gymnasiums BERNHARD HÄNEL
Bielefeld (ots) - Das Ziel ist wahrhaftig gut und gerecht. Die
erfolgreiche Umsetzung der Inklusion, also des gemeinsamen Lernens
behinderter und nichtbehinderter Schüler, aber verdammt schwierig;
denn es fehlt an Fachpersonal. Schon vor Beginn der Inklusion fehlten
Lehrer für die sieben unterschiedlichen Förderbereiche, emotionale
und soziale Entwicklung, geistige Entwicklung, Hören und
Kommunikation, körperliche und motorische Entwicklung, Lernen, Sehen
sowie Sprache. Jetzt, da Eltern und Schüler einen Rechtsanspruch auf
wohnortnahen Unterricht an einer Regelschule haben, muss das
Fachpersonal verteilt werden auf diese Schulen. Da kann allenfalls
nur stundenweise unterstützt werden. Lehrer des Regelschulsystems
können nach den angebotenen kurzen Weiterbildungen nicht leisten, was
Sonderpädagogen im Studium und in der Berufspraxis gelernt haben.
Reformen, selbst so einschneidende wie die Inklusion, müssen
hierzulande weitgehend kostenneutral umgesetzt werden. Die Folgen
sind absehbar. Keiner wird zufrieden sein, weil man keinem gerecht
wird. Darin liegt der Keim für dauerhaften Zwist, der angesichts des
Problems der damit verbundenen politischen Korrektheit äußerst
verklemmt ausgetragen werden dürfte. Natürlich ist keine Schulform
sakrosankt; auch das Gymnasium nicht, das sich im Gegensatz etwa zur
Gesamtschule viele Jahre der Inklusion entzogen hatte. Die, die sich
frühzeitig eingebracht haben, können Erfolge vorweisen, weil die
Bedingungen besser waren, als Inklusion noch nicht die Regel war.
Keinen Gefallen tut sich die Landesregierung, wenn sie den Gymnasien
Schüler aufzwingt, die einem zielgleichen Unterricht nicht folgen
können. Zieldifferente Inklusion, also Unterricht für Schüler, die
das Ziel der Schulform nicht erreichen können, führt zum
schleichenden kalten Tod der Schulform. Am meisten aber leiden die
förderbedürftigen Schüler.
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