05.11.2013 20:28:59
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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Ein Jahr nach Obamas Wiederwahl Fluch der zweiten Amtszeit DIRK HAUTKAPP, WASHINGTON
Bielefeld (ots) - Das Beste kommt noch." Das vollmundige
Versprechen, das Barack Obama heute vor einem Jahr Amerika in seiner
Heimatstadt Chicago gegeben hat, taugt nicht einmal mehr als Munition
für die Satiriker im Spätabendfernsehen. Zwölf Monate nach der am
Ende überwältigend klaren Wiederwahl des ersten Schwarzen im höchsten
Staatsamt erlebt das Weiße Haus mit voller Wucht den "second-term
blues". Schlechter geht es kaum. Dabei ist der Fluch der zweiten
Amtszeit keine Erfindung von Obama. Ob Ronald Reagan
(Iran-Contra-Affäre), Bill Clinton (Monica-Lewinsky-Affäre) oder
Richard Nixon (Watergate-Affäre): Vielen Staatsmännern blies der Wind
in den zweiten vier Jahren brutal ins Gesicht. Mit der Konsequenz,
dass ihr Ansehen in der Geschichte litt. Zumindest vorübergehend.
Reagan und Nixon sind tot. Clinton, Überstaatsmann und ab 2016
potenzieller Commander-in-Chief-Gatte, wenn Hillary antritt, erfreut
sich globaler Beliebtheit. Bei Obama dagegen sieht es finster aus.
Nur noch 40 Prozent der Amerikaner - ein neuer Tiefstwert - geben dem
Präsidenten ordentliche Noten. 2009 waren es 70 Prozent. Daheim
stolpert Obama von einem Dilemma in das nächste. Budgetkrise,
Einwanderungsreform, Steuern, schärfere Waffengesetze - überall wirkt
der Hoffnungsträger wie ein Getriebener auf Hochtouren, dem
allmählich die Puste ausgeht. Weil er im Leerlauf fährt. Der Bonus -
sinkende Arbeitslosenquote, relativ stabiler Banken- und Häusermarkt,
gesellschaftliche Lockerungsübungen wie die Homo-Ehe - schmilzt
dahin. Eingekeilt zwischen einem politisch verrotteten System, das
den feindseligen Republikanern so viel Blockademacht gibt, wie es
Obama Gestaltungsspielraum raubt, und fehlenden Prioritäten im
eigenen Lager erscheint der Macher von einst heute als Zauderer und
Schönsprecher. Außenpolitisch sieht es nirgends rosiger aus. Im
Nahen Osten gilt Obama von Israel über Syrien und Ägypten bis nach
Saudi-Arabien als strategische Wanderdüne. Seine Drohnenpolitik
inklusive Guantanamo und die aktuellen Unglaublichkeiten im
Geheimdienst NSA stoßen auf offene Wut. Der mächtigste Makler im
globalen Dorf wird nur noch als Hausmeister wahrgenommen, der nach
den Schlüsseln sucht, wenn das Dach brennt und der Keller unter
Wasser steht. Selbst Europa, in Treue sonst fest, auch wenn die
Kanzlerin abgehört wird, rätselt: Woran ist man bei dem Mann? In der
Nacht der Wiederwahl war die Erzählung zu hören, Obama habe nun
endlich Spielraum für Großes, für "hope and change" in echt.
Stattdessen ist der Auftakt seiner letzten Wahlperiode eine Abfolge
von Fehlern und mittelprächtigem Krisenmanagement. Wer den
Präsidenten in diesen Tagen um seine geliebte und wahrlich
historische Krankenversicherung kämpfen hört, dem fällt etwas
Alarmierendes auf: Obama kommt sein wichtigstes Werkzeug abhanden,
die Macht der Überzeugung und Begeisterung. Nicht nur gegenüber den
eigenen Anhängern und dem politischen Gegner. Auch gegenüber sich
selbst.
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