06.10.2013 19:05:59
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Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Der Bundeswehr-Abzug aus Afghanistan Kapitulation HUBERTUS GÄRTNER
Bielefeld (ots) - Die Bundeswehr hat das Kommando im Feldlager
Kundus an die afghanische Armee und Polizei übergeben. Damit ist der
gefährlichste Einsatz deutscher Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg
beendet. Anlass genug, eine Bilanz zu ziehen. In ihr muss
zwangsläufig von Blut und Tränen die Rede sein. Im Dezember 2001
hatte der Bundestag entschieden, dass sich Deutschland am
internationalen Truppeneinsatz in Afghanistan beteiligt. Schon kurze
Zeit später patrouillierten deutsche Soldaten auf einem unwegsamen
Terrain voller Gefahren. Lange war immer nur von einer
"Friedensmission" die Rede, von der Hilfe für die einheimische
Bevölkerung, vom zivilen Aufbau. "Die Sicherheit Deutschlands wird
auch am Hindukusch verteidigt", hatte der damalige
Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) gesagt - doch bis heute
zweifeln viele Bürger, ob dieser Satz auch wirklich stimmt. Die
vermeintliche "Friedensmission" jedenfalls entpuppte sich als blanker
Euphemismus. Deutsche Soldaten steckten in Afghanistan mitten in
einem erbarmungslosen Krieg. Insgesamt 54 von ihnen wurden getötet,
in Gefechten, von Sprengfallen, und Granaten. Manche nahmen sich in
ihrer Verzweiflung selbst das Leben, viele wurden verwundet und
leiden an den psychischen Folgen. Ein hoher Preis, vielleicht sogar
ein zu hoher. Zwar wurden mit dem Militäreinsatz, der den deutschen
Steuerzahler 7,6 Milliarden Euro gekostet hat, auch Erfolge erzielt.
Deutsche haben in Afghanistan Schulen und Straßen gebaut und
Polizisten geschult. Aber das Ziel einer Befriedung dieses
zerrissenen Landes wurde nicht erreicht. Die Clans sind weiter
verfeindet. Zu befürchten ist, dass der Terror der Taliban nun in
einen noch grausameren Bürgerkrieg mündet. Das ist zweifelsohne eine
schreckliche und zugleich deprimierende Aussicht. Mit ihr wirkt der
Abzug wie eine Kapitulation.
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