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17.08.2014 19:32:59

Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR Bertelsmann-Trilog zum Unternehmertum Zukunftswerk THOMAS SEIM

Bielefeld (ots) - Es ist nicht wirklich bemerkenswert, dass Unternehmen Freiräume fordern. Das ist sicher eine Hauptaufgabe ihres Daseins. Wohl aber bemerkenswert ist, dass es eine Diskussionsplattform gibt, die sich die Forderung nach mehr Freiräumen für Unternehmertum zu eigen macht und zugleich und gleichwertig den sozialen Zusammenhalt und die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft und der in ihr lebenden Menschen betont. Dieses Zukunftswerk hat sich der Trilog Salzburg 2014, den die Bertelsmann-Stiftung am Wochenende einberufen hat, zur Aufgabe gemacht. Es gab bemerkenswerte Beiträge aus Wirtschaft, Kultur und Politik. Einer der führenden Manager dieses Landes erklärte dort ziemlich unverblümt, die hierarchische Organisation seines Konzerns bremse Ideen, Innovation und Selbständigkeit seiner Mitarbeiter. Ein anderer ergänzte sinngemäß, E-Mails seien die größten Feindinnen für den Geist von Vertrauen und Zuversicht in einem Unternehmen. 30 Manager, Philosophen und Wissenschaftler von den Vereinten Nationen bis zu Filmproduzenten diskutierten und stritten über die Frage, ob und wie sozialer Zusammenhalt auf Wachstum und verantwortliches unternehmerisches Handeln gegründet werden kann. Dabei ging es auch um die einfachen menschlichen Schwächen, die eine gute Entwicklung bremsen. Politiker beispielsweise führten dort Klage gegen das Volk. Die Bürger erwarteten und vertrauten Politikern bei der Lösung von Problemen, gleichzeitig aber verteufelten sie die gesamte politische Klasse als überflüssig und nutzlos. Manager und Eigner von Unternehmen mahnten mehr Wettbewerb als effizientesten Weg der Entwicklung einer Gesellschaft an. Wissenschaftler hielten eine Umstellung der gesamten Erziehung auf mehr Unternehmer- und Unternehmenskultur für zwingend, beginnend am besten unmittelbar nach dem "Kindergarden" - wie sie ihn in englischer Sprache nannten. Das Abschlussdokument dieses Trilogs präsentiert entsprechend diesem Diskussionsverlauf keine fertigen Lösungen. Wohl aber darf man als Ergebnis festhalten, dass die sozialen Herausforderungen der Gesellschaft künftig zur Kernstrategie der Unternehmen gehören sollen und müssen. Oder anders herum: Die Förderung und Entwicklung von Unternehmertum muss zur langfristigen Sicherung von sozialem Wohlergehen beitragen. Es wird einen neuen Schub für diese Form eines verantwortlichen Unternehmertums brauchen, wenn künftige Herausforderungen bewältigt werden sollen. Es gibt keine großen Richtungsstreits mehr in Europa, keine große politische Philosophie mehr. An deren Stelle ist der Individualismus getreten, die Vereinzelung des Menschen und seiner Interessen. Dagegen setzt der Salzburger Trilog die Förderung des Bewusstseins, dass Unternehmen gesamtgesellschaftliche Verantwortung tragen und sich entsprechend einbringen müssen. Das ist etwas anderes als die Shareholder-Value-Mentalität vergangener Jahre - und ein Lob der mittelständischen Industrie, wie man sie aus Ostwestfalen-Lippe kennt.

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