10.02.2016 21:57:39
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Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Bayerns Ministerpräsident sieht Herrschaft des Unrechts Seehofer redet Unfug THOMAS SEIM
Bielefeld (ots) - Horst Seehofer ist ein anständiger Mann. Er war
jahrelang einer der wichtigsten denkenden Konservativen, die auch das
Rückgrat hatten, Ämter zu verlassen, wenn sie den Politik-Weg für
falsch hielten. Dafür darf man ihm Respekt zollen. Neuerdings aber
redet Bayerns Ministerpräsident missverständlichen Unfug. Es gebe, so
sagte Seehofer jetzt, eine Herrschaft des Unrechts. Diese These hält
nicht einmal einer Mini-Überprüfung stand. Die Bundeskanzlerin ist
von einem demokratischen Parlament gewählt, ihre Regierung ist
handlungsfähig, alle in ihrer Regierungszeit verabschiedeten Gesetze
hatten eine qualifizierte Mehrheit, die Gewaltenteilung in unserer
Demokratie ist unangetastet (ganz im Gegensatz zu dem einen oder
anderen konservativ regierten EU-Staat zum Beispiel), die Gerichte
sind unabhängig in ihren Urteilen, die Polizei und die Ämter in allen
staatlichen und kommunalen Einrichtungen sind handlungsfähig - was
redet Seehofer also von 
einer Herrschaft des Unrechts? Unrecht
herrscht zum Beispiel in Dresden, wenn aus einer Demonstration von
Pegida-Anhängern heraus Mitbürger, auch Asylbewerber, angegriffen
werden. Unrecht herrscht, wenn in Dresden, Magdeburg und anderen
Städten Journalisten überfallen und verprügelt werden, weil sie von
den Geschehnissen vor Ort berichten. Unrecht herrscht, wenn wir schon
wieder so weit sind, dass Menschen in kleinen Tante-Emma-Läden
hinauskomplimentiert werden mit dem Satz: "Sie werden hier nicht
bedient." Das ist Unrecht, das in diesem Land schon einmal bitter
erlitten wurde. Wenn Horst Seehofer der Meinung wäre, alles dieses
sei genau umgekehrt und die Regierung von Angela Merkel sei ein
"Unrechtsregime", wie wir solche Zustände in Südamerika oder
Nordkorea bezeichnen, dann sollte er zunächst und vor allem seine
Minister aus diesem Regime zurückziehen. Die CSU ist Teil der
Regierung Merkel. Was bewegt einen Menschen und Politiker wie Horst
Seehofer, einen konservativen Demokraten, den Chef der
Bayern-Regierung, dass er solch einen Unsinn verbreitet? Die Angst
vor dem Mob der Straße? Die Furcht vor dem Verlust an Einfluss als
Regionalpartei? Die Sorge, er könne von einem ungeduldigen und
manchmal ziemlich überdrehtes Zeug schwätzenden Nachfolge-Kandidaten
Markus Söder ungeplant aus dem Amt gedrängt werden? Vielleicht ist es
die Summe von allem. Aber es ist vor allem Unfug, dummes Zeug.
Seehofer sollte das korrigieren - oder sein Amt verlassen.
OTS: Neue Westfälische (Bielefeld) newsroom: http://www.presseportal.de/nr/65487 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2
Pressekontakt: Neue Westfälische News Desk Telefon: 0521 555 271 nachrichten@neue-westfaelische.de
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