12.10.2015 21:32:38
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Neue Westfälische (Bielefeld): Die Frankfurter Buchmesse wird von Salman Rushdie eröffnet Für das freie Wort stefan brams
Bielefeld (ots) - Dass auf der Frankfurter Buchmesse 10.000 Bücher
wie Dominosteine aufgestellt werden sollen, um dann rekordverdächtig
umzufallen, gehört zur Show, mit der solche Großveranstaltungen
heutzutage gerne aufwarten. Doch abgesehen von solchem
Schnickschnack, verspricht die größte Buchmesse der Welt eine
deutlich politischere Messe zu werden als in den vergangenen Jahren.
Einen Akzent setzt die Messeleitung bereits mit der heutigen
Auftaktpressekonferenz. Dort wird der Autor Salman Rushdie sprechen,
der 1989 von den Mullahs im Iran wegen seines Romans "Die Satanischen
Verse" mit einer "Fatwa" belegt wurde. Der Mordaufruf gilt bis heute.
Insofern ist Rushdies Einladung ein deutliches Bekenntnis zur
Freiheit des Wortes. Ein Signal, das dringend gebraucht wird, denn um
die freie Meinung und das freie Wort ist es nicht gut bestellt in
dieser Welt. Dass der Iran prompt ankündigte, der Messe wegen
Rushdies Einladung fernzubleiben, spricht Bände und zeigt nur, wie
richtig diese Einladung ist. Aber auch sonst setzt die Messe Zeichen:
Flüchtlinge erhalten an den Publikumstagen freien Eintritt. Die
Themen Flucht, Vertreibung und grassierender Extremismus werden in
zahlreichen Veranstaltungen thematisiert. Messechef Juergen Boos
verspricht gar "die politischste Buchmesse seit langem". Gut so. Und
sonst? Das Thema Digitalisierung, über das in den vergangenen Jahren
heftig diskutiert wurde, scheint durch. Die Verlage sehen längst die
Chancen, die in digitalen Büchern und Vertriebskanälen liegen, statt
sie zu verteufeln. Und der Leser ist zum Hybrid-Leser geworden und
weiß die Vorteile beider Welten für sich zu nutzen. Es scheint sogar
eine Bewegung zurück zum gedruckten, gut gemachten und hochwertigen
Buch zu geben. Der E-Book-Markt stagniert. Der totgesagte Buchhandel
erholt sich leicht. Der Internethandel mit der Ware Buch schrumpft
sogar. Und die Verlage haben ihre Titelproduktion zurückgefahren.
Statt mehr als 80.000 kommen hierzulande lediglich noch 74.000 neue
Titel als Erstauflage heraus. Eine Konzentration, die dem
Büchermachen eher gut tut. Kein Grund also auf der Messe, 10.000
Bücher umkippen zu lassen.
OTS: Neue Westfälische (Bielefeld) newsroom: http://www.presseportal.de/nr/65487 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2
Pressekontakt: Neue Westfälische News Desk Telefon: 0521 555 271 nachrichten@neue-westfaelische.de
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