24.05.2013 22:14:59
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Neue OZ: Kommentar zu Schweden / Ausschreitungen
Jahrzehntelang galt Schweden als mustergültiger Wohlfahrtsstaat, der seinen Bürgern eine intakte soziale Absicherung gewährleistete, wenn auch zum Preis hoher Steuern. Möglich machten das die weitgehend einheitliche Gesellschaft und eine kluge Wirtschaftspolitik; soziale Spannungen gab es in Schweden kaum.
Die Stockholmer Krawalle zeigen, dass dieser Mythos längst entzaubert ist. Den alten sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaat kann Schweden sich nicht mehr leisten, zudem ist es inzwischen ein Einwanderungsland: Fast ein Siebtel der neun Millionen Einwohner wurde im Ausland geboren. Einen großen Anteil stellen zwar skandinavische Nachbarn, die Schwedisch sprechen, gut integriert sind und kaum als Ausländer wahrgenommen werden. Jene Migranten aber, die etwa aus Krisengebieten wie dem Iran geflüchtet sind, stoßen in der schwedischen Gesellschaft oft auf unsichtbare, nicht selten unüberwindbare Grenzen. Hinzu kommt, dass die horrenden Stockholmer Mieten die Migranten regelrecht in die Vororte gedrängt haben. Diese gefühlte Ausgrenzung hat in den vergangenen Jahren offenbar eine wütende Subkultur gedeihen lassen.
Das rechtspopulistische Argument, die Migranten selbst seien daran schuld, trägt freilich nicht. Die Ausschreitungen zeigen den Schweden vielmehr, dass sie ihre Zuwanderungspolitik dringend in eine Integrationspolitik umwandeln müssen.
Constantin Binder
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58964 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_58964.rss2
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