04.09.2013 22:14:59
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Neue OZ: Kommentar zu Gauck / Oradour
Welch bewegende Szene der Versöhnung: Gemeinsam mit François Hollande und einem Überlebenden des Massakers hat Bundespräsident Joachim Gauck der Opfer von Oradour-sur-Glane gedacht. Deutsche und Franzosen Hand in Hand an einem Ort, an dem SS-Soldaten eines der fürchterlichsten Verbrechen des Zweiten Weltkriegs verübten, dieses Bild steht in einer Reihe mit der großen Versöhnungsgeste von Helmut Kohl und François Mitterrand, die sich 1984 in Verdun über den Gräbern deutscher und französischer Soldaten die Hand reichten. Das Signal damals wie heute: Die Toten sind nicht vergessen, doch erwächst daraus keine Feindschaft mehr, sondern bestimmen Freundschaft und Vertrauen das Verhältnis beider Staaten.
Dennoch gibt es Wunden, die nicht verheilt sind. Auch fast sieben Jahrzehnte nach Kriegsende bleibt es notwendig, sich dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte zu stellen. Gauck tut dies auf glaubwürdige Weise. Oradour-sur-Glane ist nicht der erste Ort deutscher Kriegsverbrechen, den er besucht hat. Zuvor war er schon im tschechischen Lidice und im italienischen Sant'Anna di Stazzema, weiteren zerstörten Dörfern. Der Präsident geht einen ebenso schweren wie lohnenswerten Gang. Denn die Zeit ist reif, Lücken der Geschichtsaufarbeitung zu schließen. Zugleich gibt es aber auch Grund zur Freude, über das Geschenk der Versöhnung, das uns Deutschen gemacht wird.
Uwe Westdörp
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