18.06.2013 22:14:58
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Neue OZ: Kommentar zu Brasilien / Proteste
Oft sind es kleine Dinge, die Unruhen oder Umstürze auslösen. Im Vorfeld der Französischen Revolution war es der Mehlkrieg. An Brotpreisen entzündete sich der Arabische Frühling. Nun erlebt Brasilien Massenproteste, weil sich Bustickets verteuern - um umgerechnet acht Cent.
Der Oberschicht in Rio de Janeiro oder São Paulo ist das egal. Sie fährt nicht Bus. Sie wird in Limousinen chauffiert oder fliegt im Helikopter. In der Luft können Brasiliens Reiche Staus, Elend und Kriminalität am besten auf Distanz halten.
Sicher: Brasilien ist ein pulsierendes Schwellenland mit einer wachsenden Mittelschicht. Doch die Kluft zwischen Arm und Reich ist weiterhin extrem - allen Verheißungen der regierenden Arbeiterpartei zum Trotz. Hinzu kommt die Wut über Korruption und Vetternwirtschaft, die unter dem linken Ex-Präsidenten Lula da Silva aufblühte.
Die Erhöhung der Ticketpreise ist der berüchtigte Funke, der das Pulverfass explodieren lässt. Die Proteste richten sich aber nicht gegen die Fußball-WM und die Olympischen Spiele. Es wäre falsch, das Gelingen der Mega-Events infrage zu stellen. Kein Sportfan der Welt muss Angst haben, zu Gast bei Revolutionären zu sein. Im Gegenteil: Die Brasilianer werden tolle Spiele abliefern. Doch Präsidentin Dilma Rousseff muss dafür sorgen, dass von den Milliarden-Investitionen nicht nur die Eliten profitieren. Gewinne für Baulöwen und höhere Buspreise für die Unterschicht - das ist kein Wohlstandsmodell für alle.
Michael Clasen
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58964 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_58964.rss2
Pressekontakt: Neue Osnabrücker Zeitung Redaktion
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