05.07.2015 20:57:45
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"Nein"-Lager bei Griechen-Referendum mit 60 Prozent vorn
ATHEN (AFP)--Bei dem mit Spannung erwarteten Referendum in Griechenland haben ersten Teilergebnissen zufolge mehr als 60 Prozent der Wähler die Sparvorgaben der internationalen Geldgeber abgelehnt. Wie das Innenministerium am Sonntagabend nach Auszählung von 20 Prozent der Stimmzettel mitteilte, votierten 60,5 Prozent der Wähler mit Nein. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) reist am Montag nach Paris, um mit Frankreichs Präsident François Hollande über das Ergebnis zu beraten.
Dem Innenministerium zufolge votierten nur 39,5 Prozent der Stimmberechtigten für die Gläubigervorschläge. Sollte sich das Teilergebnis am Ende bestätigen, hätte sich die Regierung klar durchgesetzt. Sie hatte vor dem Referendum massiv für ein Nein geworben. Regierungschef Alexis Tsipras hatte das Referendum noch bei seiner Stimmabgabe zu einer Frage der "Würde" des griechischen Volkes erklärt.
Verteidigungsminister Panos Kammenos schrieb am Abend im Internetdienst Twitter, die Griechen hätten "gezeigt, dass sie sich nicht Erpressung, Terror und Drohungen beugen". Die Demokratie habe gewonnen. Kammenos ist Chef der rechtsgerichteten Anel-Partei, die gemeinsam mit der linken Syriza von Tsipras regiert.
Die Bundesregierung erklärte am Sonntagabend, dass Merkel am Montag nach Paris reist, um mit Hollande über den Ausgang des Griechenland-Referendums zu beraten. Bei den Gesprächen werde es um eine "gemeinsame Bewertung der Situation" nach dem Referendum gehen, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit.
Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding bezeichnete das sich abzeichnende "Nein"-Ergebnis als "sehr schlechte Nachrichten für Griechenland". In Europa dürfte das Ergebnis dagegen nur vorübergehend für Aufregung sorgen, weil das mit dem Ergebnis verbundene Grexit-Risiko für die Europäische Zentralbank und Europa beherrschbar bleiben dürften.
"Das 'Nein' macht eine Einigung, der die derzeitige griechische Regierung ebenso zustimmen muss wie der IWF und seine Gläubiger, sehr schwierig", so Schmieding. Ohne die Aussicht auf eine baldige Einigung habe die EZB aber keine Basis mehr, weiteres Geld nach Athen zu schicken, wenn es darum gehe, der griechischen Notenbank am Montag weitere Notkredite zur Verfügung zu stellen.
In Athen erklärte die Regierung am Abend ihre Absicht, schnellstmöglich eine neue Initiative zur Suche nach einer Lösung mit den Geldgeber-Institutionen zu starten. Noch am Abend würden "die Initiativen intensiviert, um eine Einigung zu erreichen", sagte Regierungssprecher Gavriil Sakellaridis dem Sender ANT1. Es sei schon viel Arbeit in die Vorbereitung eines Abkommens gesteckt worden. Mit dem Ergebnis des Referendums habe der Ministerpräsident nun ein "klares Mandat vom griechischen Volk".
Die griechische Notenbank werde noch am Abend einen Antrag bei der Europäischen Zentralbank (EZB) stellen, damit diese das Volumen der Notkredite für die angeschlagenen griechischen Banken anhebe, sagte der Regierungssprecher weiter. Dafür gebe es "solide Argumente". Die EZB hatte die sogenannten ELA-Kredite vor einer Woche gedeckelt. Ohne Anhebung des Limits drohen die schon seit einer Woche geschlossenen Banken des Landes rasch auszutrocknen.
Die Finanz-Staatssekretäre der Euroländer wollen am Montag in Brüssel zu einer weiteren Krisensitzung zusammenkommen, wie aus EU-Quellen verlautete. Dabei sollen die Konsequenzen des Referendums beraten werden.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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July 05, 2015 14:27 ET (18:27 GMT)- - 02 27 PM EDT 07-05-15

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